Google … ganz ohne Phone
Ja – Google will im Mobilfunkbereich mitmischen.
Nein – ein Google Phone wird man erstmal nicht kaufen können!
Vielmehr hat Google die Katze aus dem Sack gelassen: ein Handy-Betriebssystem will man entwickeln. Und hat 30 zum Teil hochkarätige Mitstreiter gewonnen. Open Source soll es sein … das macht sich heute immer gut. Und damit quasi gratis verfügbar. Toll. Fast altruistisch.
Doch erst auf den zweiten Blick offenbart sich die wahre Genialität. Denn nicht die GPL soll als Lizenz zum Einsatz kommen, sondern die wesentlich unternehmensfreundlichere Apache License. Das erlaubt es Entwicklern, nicht alle Erweiterungen und Modifikationen im Quelltext offenlegen zu müssen. So kann zwar eine Heerschar von Open Source Entwicklern zusätzliche Anwendungen für das Handy-Betriebssystem entwickeln, aber Anbieter und Hersteller werden ihre Funktionen und Erweiterungen exklusiv anbieten können. Und Geschäftsmodelle darum herum aufbauen. Kein Wunder, dass sich unter den Partnern sowohl Mobilfunkanbieter als auch Gerätehersteller befinden. Das Beste für Google aber ist, dass die Google-Anwendungen wie Mail, Maps, Suche und Co. auf allen Geräten mit dem neuen Handy-Betriebssystem laufen und vorinstalliert sein werden. Damit verschafft sich Google eine enormen Wettbewerbsvorsprung – vor allem als Werbevermarkter.
Kommt es wie geplant, dann muss Google gar nicht das Risiko eingehen, ein „Google Phone“ zu entwickeln und zu vermarkten, sondern schafft es, dass andere sich darum kümmern, die in diesem Bereich wesentlich mehr Erfahrung haben als Google. Und es wird nicht das Google Phone geben, sondern viele Geräte von unterschiedlichen Anbietern, die gerne von den assoziierten Mobilfunkunternehmen promotet werden, da alle profitieren: Die Geräteplattform ist günstig (weil breit verfügbar und „open source“), erlaubt eigene Anpassungen (Differenzierung) und überall ist Google mit seinen Anwendungen dabei. Dabei geht es nicht um das hochpreisige Smartphone-Segment, wo heute allein Kosten für die Lizenz für Windows Mobile und anderen Handy-Betriebssystemen die Kosten in die Höhe treiben.
Und Google schaut zu, unterstützt mit Ideen, Ressourcen und mehr … und freut sich über jeden Anwender, der später Werbung aus dem Google-Imperium auf seinem neuen, günstigen „open source“ Handy anschaut. (Vielleicht sollte ich noch schnell ein paar Google-Aktien kaufen?)