Expression Engine Review
Hintergrund
Zunächst ein wenig Historie: eDings nutzte bisher Sunlog, dessen Weiterentwicklung aber irgendwann stockte. In den vergangenen Jahren haben wir zudem in den unterschiedlichsten Projekten zahlreiche Weblog- und CMS-Lösungen genutzt bzw. evaluiert. Darunter auch pMachine Pro von EllisLab Inc., ein zwar kostenpflichtiges, aber leistungsfähiges Mini-CMS. pMachine erlaubt bis zu sechs unterschiedliche Eingabefelder, kann Foren und Mailinglisten verwalten und hat eine Mitgliederverwaltung.
Vor etwa einem Jahr kündigte Rick Ellis, der Inhaber und Chefentwickler von EllisLab Inc., dann ein neues, noch wesentlich leistungsfähigeres CMS an: ExpressionEngine. Quasi der Nachfolger von pMachine kann ExpressionEngine beliebig viele Eingabefelder in beliebig vielen Weblogs verwalten, hat ein leistungsfähiges Template-System, das auch den Einsatz von PHP innerhalb der Templates erlaubt … und profitiert zudem von einem Plugin- und Modul-Konzept, über das das System fast beliebig erweitert werden kann. So können mit einer ExpressionEngine-Installation parallel ganz verschiedene Online-Auftritte verwaltet und gepflegt werden.
ExpressionEngine: umfangreiche Funktionen und hohe Flexibilität
Mittlerweile besitzt ExpressionEngine ein Gallery-Modul (mit dem man beispielsweise eigene Fotos verwalten und präsentieren kann) sowie eine Moblogging-Erweiterung (über die man per Mobiltelefon Beiträge, Fotos und Attachments online stellen kann, wertet Referrer und Zugriffsstatistiken aus und vieles andere mehr. Leistungsfähige Funktionen, um Kommentar- und Trackback-Spammer in die Schranken zu weisen, verstehen sich fast schon von selbst. Dazu gehören Captchas, wie sie hier bei der Kommentarfunktion eingesetzt werden, Black- und Whitelists, die auf verschiedenen Parametern fußen, die Möglichkeit, Kommentare und Trackbacks zu moderieren usw.
Aufwändige Webpräsenzen profitieren nicht nur davon, dass die zu erstellenden Templates im Grunde HTML-Seiten entsprechen, in die EE-spezifische Tags eingebettet werden, welche die relevanten Informationen aus der Datenbank extrahieren und wunschgemäß aufbereiten: Ein mehrstufiges Caching-System reduziert auch die Zahl der Datenbank-Abfragen und die Ladezeit der Webseiten.
Für eDings war aber auch wichtig, dass die bisherigen Beiträge übernommen werden konnten (auch wenn in diesem Fall ein eigener Importfilter geschrieben werden musste), dass die alten URLs Gültigkeit behielten und dass ExpressionEngine sowohl eine lokale Suche als auch ein leistungsfähiges Archivsystem und eine automatische Verteilung umfangreicher Informationen auf mehrere Seiten (Paginierung) besitzt. Das System kann zudem eine interne Mailingliste samt Double-Opt-In verwalten, die nunmehr für den eDings 2.0 Newsletter eingesetzt wird.
Eignung und Kosten
ExpressionEngine eignet sich sehr gut für Multi-Autoren-Umgebungen und kann auch so angepasst werden, dass einfache Workflow-Prozesse unterstützt werden. Für die Administrator-Oberfläche und die Systemmeldungen können zahlreiche Sprachen eingestellt werden, eigene Anpassungen sind möglich. Auch die Rechte der einzelnen Nutzer können gezielt angepasst werden, so dass ein Redakteur nicht aus Versehen Templates verändern oder zentrale Systemeinstellungen modifizieren kann. Bei Bedarf kann das System Sorge dafür tragen, dass bestimmte Nutzer nur ihre eigenen oder auch alle Beiträge in einem oder mehreren Bereichen bearbeiten kann.
Die Mitgliederverwaltung, die bei eDings derzeit nicht zum Einsatz kommt, erlaubt den Aufbau von Intranets bzw. Extranets sowie geschlossenen Portalen. ExpressionEngine erzeugt äußerst Suchmaschinen-freundliche URLs – oft ein Manko vergleichbarer Systeme. Im Vergleich zu Typo3 u.ä. sind die Systemanforderungen und die Systemkomplexität geringer.
Zugegeben: Mit 199,95 US-Dollar für die Commercial License bzw. 149,95 US-Dolar für die Non-Commercial License ist das System als simples Weblog-System ziemlich teuer. Aber das ist auch nicht die Liga, in der ExpressionEngine spielen will. Vielmehr handelt es sich um ein ausgewachsenes CMS, das um ständig neue Funktionalitäten erweitert werden kann – und da ist der Preis mehr als gerechtfertigt. In den Folgejahren werden dann Supportgebühren von derzeit etwa 40 US-Dollar jährlich für die Commercial und 20 US-Dollar für die Non-Commercial License erhoben. Es gibt auch ein Competitive-Upgrade-Angebot für 99 US-Dollar.
Übrigens wurde kürzlich die Weiterentwicklung von pMachine Pro zugunsten von ExpressionEngine eingestellt. Damit ist pMachine Pro jetzt kostenlos erhältlich, allerdings ist auch nicht sicher gestellt, dass bei auftretenden Bedrohungen (die im Internet leider immer häufiger werden) rasch Abhilfe gefunden werden kann.
Wer die Einarbeitung nicht scheut, bekommt mit ExpressionEngine ein CMS, das weit mehr als nur Weblogs verwalten kann und eine enorme Flexibilität aufweist. In vielen Bereichen kann das System durchaus mit ausgewachsenen Lösungen mithalten, die zum Teil ein Vielfaches kosten. Allerdings sollte man leidlich gut Englisch sprechen können, da der Support ausschließlich über englischsprachige Foren läuft. Auch ist ein gutes Verständnis von HTML, CSS und PHP vorteilhaft – out-of-the-box wird man die Flexibilität zunächst vermissen und die zur Verfügung stehende Dokumentation spricht eher Techniker als Laien an. Allerdings wird derzeit daran gearbeitet, einige Tutorials für Einsteiger zu entwickeln.
Für uns war die bereits angesprochene Flexibilität ausschlaggebend, zudem die aktive Community und der gute, rasche (englischsprachige) Support. Damit ist eine gewisse Zukunftsicherheit gegeben, zumal der Relaunch von Online-Auftritten auf eine neue Plattform mit viel Aufwand verbunden ist.
ExpressionEngine erlaubt es uns, die Zahl der im Einsatz befindlichen Tools zu reduzieren … und damit den Pflege- und Administrationsaufwand zu senken. Dass wir uns für den Relaunch von eDings jedoch fast ein Jahr seit Verfügbarkeit von ExpressionEngine Zeit gelassen haben, hat auch seinen Grund: Wir haben das System zunächst intern auf Herz und Nieren getestet – auch im Vergleich zu anderen Systemen. Hatte die Version 1.0 noch zahlreiche Eigenarten, so ist die mittlerweile vorliegende Version 1.2.1 sehr stabil und zuverlässig.
Derzeit fehlen ExpressionEngine vor allem ein Forum-Modul (das sich aber in der Entwicklung befindet) und die Möglichkeit, mehrere Mailinglisten zu verwalten. Diese Funktionalität stand in pMachine Pro zur Verfügung. Desweiteren wurde immer wieder eine leistungsfähigere Rechtevergabe für Mitglieder gewünscht, ein (voraussichtlich kostenpflichtiges) E-Commerce-System wurde ebenfalls mehrfach angedeutet.
Bottom Line
Die größten „nicht-fassbaren“ Vorteile des System: Engagierte Entwickler, hervorragender Support und eine aktive Community, die selbst Erweiterungen und Designs bereitstellt.
Die größten Nachteile (subjektiv): Eine fehlende Roadmap zu den geplanten Features gepaart mit manchmal unglücklicher Unternehmenskommunikation hinsichtlich der weiteren Entwicklung sowie Mängel bei der Dokumentation (die eher ein Reference Manual ist als ein Handbuch).
BTW: Benötigen Sie deutschsprachige Hilfe bei der Umsetzung Ihres Vorhabens mit ExpressionEngine? Wir beraten und unterstützen Sie gerne. Anfragen bitte über das Kontaktformular.