Yahoo “akquiriert” Content für die eigene Suchmaschine
Vor einiger Zeit hat Yahoo! Inc. (wie auch Microsoft/MSN) angekündigt, die Zusammenarbeit mit Google bei der Online-Suche zu beenden und eine eigene Suchmaschine aufzubauen. Nicht gerade eine Meldung, die Google in Freudentänze ausbrechen ließ – zumal Yahoo mit der Inktomi-Technologie eine gute Basis für die eigene Searchengine hat. Aber die Engine allein ist nicht alles: Für eine leistungsfähige Suche benötigt man auch Inhalte. Und um den Service sinnvoll betreiben zu können, auch ein geeignetes Erlösmodell… Wie Excite News recht ausführlich darstellt, glaubt Yahoo nun gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können. Ein „Akquise-Programm“ für neue Inhalte greif nämlich die alte Idee auf, dass Seitenbetreiber für die Aufnahme zahlen sollen.
Nun, die Idee ist alles andere als neu. Aber bisher haben bezahlte Suchmaschinen-Einträge immer einen schlechten Ruf bei den Nutzern. Der Verzicht auf solche Einnahmequellen war ein Grund dafür, dass Goggle so populär wurde. Deshalb spricht man bei Yahoo auch nicht gerne von bezahlten Einträgen, sondern von „Content Acquisition“. Und man bemüht sich zu versichern, dass bezahlte Einträge im Ranking nicht bevorzugt werden und die bezahlte Aufnahme ja eh nur für 1 Prozent der Inhalte angedacht sei. 99 Prozent der Seiten werden auch zukünftig kostenlos aufgenommen werden, nur für nicht automatisch in den Index aufgenommene Webseiten sei das Programm gedacht.
Doch wie sieht das wohl in der Praxis aus? Beim normalen, kostenfreien Eintrag hat man keinerlei Einfluss darauf, wann die eigenen Seiten aufgnommen werden, wieviele Seiten Yahoo von einer Website überhaupt aufnimmt … und wann der nächste Besuch und damit die nächste Aktualisierung erfolgt. Wer Seiten hat, die nicht aufgenommen wurden oder die regelmäßig „gespidert“ werden sollen, der möge sich doch bitte an das Content Acquisition Program erinnern.
Die Kosten richten sich danach, wieviele Seiten aufgenommen werden sollen, wie regelmäßig sie im Index aktualisiert werden sollen und wie häufig sie angeklickt werden. (Zitat aus Excite: „The fees under Yahoo’s „Content Acquisition Program“ will be based on the size of the participating Web sites, how many unlisted links are submitted and how frequently the links are clicked on by the users of Yahoo’s search engine.“) Ups: Wie häufig sie angeklickt werden? Das lässt dann doch an der Unabhängigkeit des Rankings zweifeln, oder?
Nun, Yahoo und einige Experten feiern das Einnahmemodell als einen großen Wurf. Schließlich gäbe es unendlich viele Webseiten, die heute von Suchmaschinen nicht indexiert werden – und für die eigne sich das Programm hervorragend. Yahoo also als die einzige Suchmaschine, bei der z.B. Detailseiten von Online-Shops gefunden werden – und das zum Wohle der Nutzer? Vielleicht. Dass Google den Schritt als eine ganz schlechte Idee kommentiert, ist auch klar.
Tatsächlich liegt die Wahrheit wohl irgendwo in der Mitte: Natürlich können so neue Inhalte erschlossen werden. Aber die Gefahr besteht, dass die Nutzer diese Inhalte nicht als „unabhängige Suchergebnisse“ annehmen. Und natürlich können so zusätzliche Einnahmequellen erschlossen werden. Ein Aspekt, der für Yahoo durchaus attraktiv sein dürfte. Aber das führt dazu, dass derjenige Vorteile hat, der sich mit mehr Geld eine umfangreichere Listung seiner Online-Inhalte erkaufen kann. Und auch, wenn man betont, dass sich Programm nur an kommerzielle Anbieter richte: Für Yahoo dürfte zudem interessant sein, dass man verschiedene Stellschrauben besitzt, über die festgelegt werden kann, wieviele Kunden das Programm als interessante Alternative zum kostenlosen Grundeintrag in Betracht ziehen – bei einem Prozent der Seiten muss es nicht bleiben. Letztlich könnte das ganze zu einem neuen Kampf von Online-Anbietern um die besten Rankings führen – und mancher SEO wird sich schon überlegen, wie Yahoo die Kriterien festlegen und wie man sie umschiffen kann.
Insgesamt war das alles schon mal da. Mit mäßigem Erfolg. Wie Yahoo die eigenen Pläne umsetzen wird, bleibt abzuwarten. In diesem Zusammenhang wird sicher auch interessant sein zu beobachten, wie Microsoft das Geschäftsmodell für seine neue Suchmaschine definieren wird.
Update:
Heise online berichtet unter dem Titel Yahoo crawlt tief und gegen Bezahlung ebenfalls über das neue Geschäftsmodell und nennt Preise:
Das Preismodell hat es in sich: Eine URL anzumelden kostet pro Jahr 49 US-Dollar, zusätzlich kostet jeder Klick eines Besuchers auf den Link 15 oder 30 US-Cent.