Google AdWords everywhere – und die (manchmal unbedachten) Folgen
Google kann sich freuen: Langsam erreicht man mit den AdWords, die auf immer mehr Webseiten passend zum Inhalt eingeblendet werden, eine gewisse Omnipräsenz. Gut für die Einnahmen, gut für den bevorstehenden Börsengang des Suchmaschinenbetreibers und Werbevermarkters … aber nicht immer optimal für die Nutzer des Werbeprogramms und die Anbieter von Werbeflächen. Langsam wird es etwas lästig: Die textbasierten Google-AdWords findet man mittlerweile auf jeder dritten Website. Neueste Werbeplattform: Heise Online. Aber auch viele Betreiber kleinerer Shops, manche (semi-) professionelle Site und nicht zuletzt zahlreiche Blogger hoffen, so noch den einen oder anderen Cent an Werbeeinnahmen zu kassieren. Die meisten Werbeblocker beißen sich zudem die Zähne an den Anzeigen aus. Nur Javascript komplett abzuschalten würde den oft sinnlosen Werbeanzeigen den Garaus machen.
Effektivität leidet
Sinnlos? Und so was schreibt jemand, der selbst mit Online-Werbung zu tun hat? Ja. Denn mittelfristig führt die enorme Ausweitung des AdSense-Programms dazu, dass es immer weniger effektiv ist. Schließlich lernen die Surfer, die inhaltsbezogenen Anzeigen zu identifizieren und zu ignorieren. Und viele neue Werbeplätze sind für die Werbetreibenden auch gar nicht mehr interessant. Das korrespondierende AdWords-Programm lebt aber davon, dass die Ads eine bestimmte Mindestklickrate erreichen – sonst werden sie ausgelistet. Würde es diese Einschränkung nicht geben, so könnte man beliebig viele Ads schalten und das System so überfluten. Schließlich kostet erst der tatsächliche Klick auf die Textanzeige und damit die Weiterleitung zur Website des Werbetreibenden wirklich Geld. Zudem wird die Konkurrenz um die interessanten „Keywords“ immer größer … dies aber führt dazu, dass der Cost-per-Click tendenziell steigt.
Nun, das sind Effekte, die vor allem die Werbetreibenden betreffen. Die haben auch damit zu kämpfen, dass deren Anzeigen immer häufiger auf Websites erscheinen, wo man sie gar nicht haben möchte. In User-Foren beispielsweise, in denen über Microsoft hergezogen wird – und wo die Inhaltsanalyse dafür sorgt, dass am Rand die eigene Werbung für Microsoft-Produkte erscheint.
Noch interessanter aber erscheint mir, dass mancher Website-Betreiber gar nicht überlegt, dass er sich mit Google-Ads die Konkurrenz ins eigene Haus holt. Immer mehr Online-Shops und semiprofessionelle Websites nutzen nämlich das AdSense-Programm – mit dem Ergebnis, dass ständig Werbung für die Wettbewerber eingeblendet wird. Das ist ungefähr so, als würde Aldi die Prospekte von Lidl auslegen, um damit potenziell ein paar Euro zusätzlich einzunehmen. Aber natürlich nur, wenn die Leute anschließend wirklich zu Lidl gehen und sagen, dass sie den Tipp von Aldi haben.
Nicht immer also ist Werbung auf den eigenen Seiten sinnvoll. Vor allem aber sollte man gut überlegen, ob man kontextbezogene Werbeanzeigen haben möchte, für deren Anzeige man zunächst nicht einmal bezahlt wird. In der Regel ist inhaltlich ergänzende Werbung durchaus interessant und erfolgreich – solange sie nicht in direkter Konkurrenz zum eigenen Angebot steht. Aber nicht immer kann man dies steuern, wenn man am AdSense-Programm teilnimmt.
Fazit
Das AdSense-/AdWords-Programm wirklich sinnvoll zu nutzen und davon zu profitieren ist gar nicht so einfach. Nicht umsonst will eine Online-Werbekampagne gut geplant sein. Und auch diejenigen, die Werbeplätze zur Verfügung stellen, sind gut beraten, nicht nur auf den schnellen Cent zu schielen, sondern auch die möglichen Folgen zu überdenken. Ein Shop mit Werbung für die Konkurrenz ist nicht gerade vertrauenserweckend!
Das Beispiel der AdWords zeigt einmal mehr, dass einfach zu handhabende Technik nicht unbedingt automatisch auch zu den erwünschten Resultaten führen muss.