Steve Krug: Don’t make me think!
Web Usability – Das intuitive Web
Steve Krug hat in den letzten Jahren viel Zeit damit verbracht, Menschen bei der Nutzung des Web zuzusehen. Dabei beeindruckte ihn vor allem eine Sache: der Unterschied zwischen der Vorstellung der „Macher“ darüber, wie Websites genutzt werden, und wie sie tatsächlich genutzt werden.
Seine Erkenntnisse packt er in drei „Lebensweisheiten“:
- Wir lesen keine Seiten, wir überfliegen sie.
- Wir treffen keine optimale Wahl (z.B. bei der Entscheidung, was wir anklicken). Und:
- Wir befassen uns nicht damit, wie etwas funktioniert, sondern wursteln uns durch.
So wären viele Webdesigner schockiert, wenn sie wüssten, dass viele Leute URLs in die Suchbox von Yahoo! eintippen – und zwar jedes Mal, wenn sie die dazu gehörige Site aufrufen möchten, nicht nur, um diese Site zu finden. Sie tun es, weil sie meinen, Yahoo! sei das Internet und man müsse es so nutzen …
Das ist nur eines von vielen Beispielen, die Krug uns aus seinem Leben als Usability-Experte erzählt. Er illustriert damit die Wirklichkeit der Webnutzung und bringt einige Missverständnisse aufs Tapet, die das Webdesign prägen.
Der zweite Schwerpunkt liegt auf der Gestaltung der Navigation. „Straßenschilder und Brotkrümel“ lautet der Titel des entsprechenden Kapitels.
Die Leute werden Ihre Website nicht benutzen, wenn sie sich darin nicht zurecht finden.
An dieser banal erscheinenden Aussage hängt Krug seine Theorie, oder besser: Praxis der Webnavigation auf und stellt uns anhand von zahlreichen Beispielen die wesentlichen Kriterien der Navigationsgestaltung vor. Die eben so sein sollte, dass User nicht nachdenken müssen, wie etwas funktioniert.
Ein zweiter Schwerpunkt ist das optimale Design der Startseite, die einige essentielle Fragen beantworten muss: Worum geht es hier? Was kann ich hier tun? Wo fange ich an? Steve Krug verwendet hier die Metapher des „Ufergrundstücks“ im Web: Es ist das begehrenswerteste Stück Land und jeder (jede Abteilung) möchte ein Stück davon haben … dabei hat die Startseite nicht nur inhaltliche, sondern eben auch infrastrukturelle Fragen zu beantworten.
Im Kapitel „Ackerbauern und Viehzüchter sollten Freunde sein“ erklärt Krug, warum die meisten Argumente von Webdesign-Teams über Usability Zeitverschwendung seien. Es handle sich dabei nämlich meist um religiöse Debatten, die sich überdies eines Mythos‘; bedienen, nämlich jenes von der Existenz Herrn „Otto Normalusers“. Doch die Webnutzung ist äußerst indivdiuell und wir wissen im Grunde nichts darüber, wie sie vor sich geht oder was jemand für sinnvoll hält oder nicht.
So ist es nach Meinung des Autors nicht produktiv, Fragen zu stellen wie „Mögen die meisten Leute Pulldown-Menüs?“ Die richtige Art zu fragen ist: „Schafft dieses Pulldown mit diesen Auswahlmöglichkeiten und dieser Wortwahl in diesem Kontext auf dieser Seite für die meisten Leute, die wahrscheinlich diese Site nutzen werden, eine gute Erfahrung?“
Wie man das herausfindet? Mit Tests. Und diesem Thema wird dann auch der dritte Schwerpunkt des Buches gewidmet: den Usability-Tests. Steve Krug räumt mit der Meinung auf, Usability-Tests müssten kostspielig sein und man brauche dafür unbedingt ausgewiesene Experten. Eine ausführliche Anleitung hilft bei Planung, Durchführung und Auswertung solcher Tests im Haus – und macht richtig Appetit, das gleich selbst mal auszuprobieren.
Don’t make me think ist eine hervorragende Einführung in das Thema Usability. Zielgruppen sind neben Konzeptionisten und Webdesignern auch die Betreiber von kleinen und großen Websites, die mit Hilfe des Buches lernen, die Qualität von Webauftritten aus der Sicht des Besuchers zu beurteilen. Der Autor verpackt seine jahrelange Erfahrung mit viel Humor und ermöglicht durch Cartoons, Grafiken, Beispiele und kleine Übungen viele Aha-Erlebnisse. Das durchgehend farbige Buch ist überdies eine wahre Augenweide.