web to date: CMS light von Data Becker – ein Testbericht
HTML-Seiten erstellen und auch noch dafür zu sorgen, dass sie ein einheitliches Erscheinungsbild aufweisen, das ist für viele ein schwieriges, oft sogar unmögliches Unterfangen. Was, wenn man die benötigten HTML-Kenntnisse nicht mitbringt? Variante 1: Sie vertrauen sich einem Webdesigner an, der für Sie die Seiten erstellt. Problematisch sind die Kosten. Und wenn die Seiten gepflegt und aktualisiert werden müssen, dann kostet das wieder – häufig nicht nur Geld, sondern auch Geduld.
Variante 2: Sie nutzen eine ASP(Application-Service-Providing)-Lösung Ihres Webhosters. Der bietet Ihnen heute häufig bereits ein webbasiertes Tool, mit dem Sie Ihre Webseiten mit Hilfe von Templates gestalten können. Hier ist aber das Problem, dass Sie zumeist nur eine geringe Seitenzahl in Ihrem Basishostingvertrag zur Verfügung haben. Brauchen Sie mehr, so müssen Sie kostenpflichtig upgraden. Auch sind diese Tools manchmal wenig flexibel, was die gestalterischen Möglichkeiten der Website betrifft. Und wenn Sie den Provider irgendwann wechseln wollen, kommen Sie oft nicht an Ihre Webseiten heran.
Variante 3: Sie lernen selbst HTML, besorgen sich einen HTML-Editor und legen los. Wobei man dann zumeist von den Möglichkeiten erschlagen wird und mancher ja auch gar keine Zeit oder Lust hat, HTML zu erlernen.
Variante 4: Man nutzt eines der zahlreich verfügbaren CMS-Systeme (Content-Management-Systeme). Nur sind die zum Teil reichlich teuer, aufgrund der Vielzahl der Möglichkeiten (die oft gar nicht ausgeschöpft werden) schwer zu erlernen und anzupassen oder stellen hohe Anforderungen an den Webspace (PHP, MySQL …).
Nun gibt es von Data Becker mit web to date quasi ein CMS für den Desktop. Es wird also nichts auf dem Server installiert, sondern das Programm läuft auf dem PC des Benutzers. Die generierten Webseiten werden einfach per FTP auf den Server übertragen, spezielle Servererweiterungen werden nicht benötigt. Im Grunde also eine Verknüpfung von Content-Management-System und HTML-Editor.
web to date reduziert dabei die Funktionsvielfalt ganz bewusst. Das Programm legt es gar nicht darauf an, für alles und jeden geeignet zu sein. Vielmehr wendet es sich an Selbstständige und kleine Unternehmen, die zwar eine Webpräsenz benötigen und diese selbst pflegen wollen, aber dafür wenig Zeit und Geld aufwenden wollen. Auch der Preis des Programms (149 EUR, es wird aber in einigen Läden noch immer zum Einführungspreis von knapp 100 EUR verkauft, obwohl diese Aktion offiziell beendet ist) ist für diese Zielgruppe angemessen. Dafür bekommt man ein Werkzeug, das durchaus für viele Websites geeignet ist.
Es gibt 10 Basisdesigns, die wiederum in unterschiedlichen Farb- und Gestaltungsvariationen zur Verfügung stehen. Diese Vorlagen sind generisch, man kann sowohl die Zahl der Webseiten, deren Struktur und natürlich die Inhalte weitestgehend an die eigenen Vorstellungen anpassen. Neben den 10 Grundformen gibt es insgesamt 250 Substyles und etlichen Farbschemata. Insgesamt stehen damit über 5.000 Layoutvarianten zur Verfügung. Zudem kann man eigene Farbzusammenstellungen und Logos verwenden, auch gibt es bereits das erste Paket mit zusätzlichen Designs, das derzeit nur als Software-Download kostenpflichtig erhältlich ist.
Die Designs fungieren als Templates. Es können unterschiedliche Arten von Webseiten erstellt werden: einzelne Hauptseiten, Hauptseiten mit Unterseiten und Seiten mit Sonderfunktionen wie eine Sitemap, ein Kalender oder eine URL-Umleitung. Jede neu erstellte Seite erhält einen Titel sowie weitere, optional anpassbare Eigenschaften und wird automatisch in die Struktur der Website eingebunden.
web to date kümmert sich automatisch darum, dass die Menüs und die Navigation durch die Seiten korrekt funktionieren, selbst die Menübezeichnungen und die Seitentitel werden automatisch verwaltet. Die Templates von web to date kommen dabei ohne Frames aus, allerdings werden einige Texte (Überschriften, Navigationselemente) automatisch als Grafiken angelegt.
Die Ladezeiten der von web to date generierten Seiten halten sich jedoch im Rahmen des Üblichen. Ebenso funktionieren die Seiten in allen wichtigen, modernen Webbrowsern, was nicht von allen Generatoren gesagt werden kann.
Natürlich brauchen Webseiten auch Inhalte. web to date lehnt sich hier an das von Textverarbeitungen bekannte Prinzip der Absätze an. Jede Seite kann beliebig viele Absätze enthalten, es gibt verschiedene Typen von Absätzen, die Layout und Formatierung der Inhalte sowie die Funktionalität bestimmen. So gibt es neben den normalen Textabsätzen auch Grafik-Absätze, Tabellen, Aufzählungen, Aufmacher, Formulare und Medienclips.
Wer erweiterte Funktionen benötigt, für den steht zudem ein Absatz-Typ HTML-Element zur Verfügung, über den Sonderfunktionen direkt als HTML-Code eingebettet werden können. Prinzipiell ist es hier auch möglich, PHP-Funktionen aufzurufen, denn web to date unterstützt neben der Standardendung .html auch die Endung .php für die generierten Webseiten. Wer also eigene Erweiterungen benötigt, landet nicht in einer Sackgasse.
Doch zurück zu dem wichtigsten Absatz-Typ, nämlich Text-Absätzen. Hier lässt sich (wie bei einigen anderen Absatz-Typen auch) eine optionale Grafik neben dem Text positionieren. Der Absatz umfasst neben der optionalen Illustration und einer ebenso optionalen Überschrift auch weitere Informationen wie Angaben zur Zeitsteuerung. Hier kann angegeben werden, von wann bis wann ein Absatz gültig sein soll. Achtung: Der aktuelle Stand im Web ändert sich nicht automatisch: Sie müssen die Webseiten erneut zum Server übertragen, damit diese Einstellungen Wirkung zeigen – es handelt sich also im Grunde nur um einen Hinweis für den Generator, ob ein bestimmtes Element bei der Erstellung berücksichtigt werden soll oder nicht. – Innerhalb der Absätze hat der Nutzer nur wenige Gestaltungsmöglichkeiten.
Schriftart, Schriftgröße, Farbe und Ausrichtung werden über das Template-System gesteuert. Passagen können manuell nur fett und/oder kursiv hervorgehoben werden. Ebenso können interne und externe Links eingefügt werden, deren Formatierung fest vom Template vorgegeben wird. Es ist nicht möglich, diese Formatierungen z.B. durch die manuelle Eingabe von HTML-Tags zu überschreiben: Diese würden ebenfalls als Texte ausgegeben und nicht interpretiert. Für jemanden, der es gewohnt ist, alles von Hand zu formatieren, ist dies zunächst eine große Umstellung und bedeutet einen Verzicht auf Flexibilität. Für den Einsteiger oder den HTML-unerfahrenen Nutzer hingegen bedeutet es, dass er sich allein auf die Erstellung der Inhalte und deren Strukturierung kümmern kann.
web to date erlaubt auf der Basis der Webseiten zudem die Übernahme von Inhalten aus Word-Dokumenten. Einer Webseite kann dabei automatisiert ein einzelnes Word-Dokument oder ein ganzer Ordner zugewiesen werden. Im zweiten Fall werden automatisch alle Word-Dokumente berücksichtigt, die sich in diesem Ordner befinden. Ändert sich der Inhalt der Word-Dokumente, so wird der geänderte Inhalt bei der nächsten Generierung der Webseiten berücksichtigt. Leider ist dieses Feature nicht auf Absatz-Ebene verfügbar.
Ein nützliches Feature versteckt web to date ein wenig: Für alle generierten Seiten und Unterordner kann man die automatische Benennung überschreiben. So ist es möglich, statt einem automatisch kreierten Ordnernamen 333333928c103d808/aaab26643dd678.html eine sinnvolle Bezeichnung wie produkte/toaster.html zu machen, was bei der Eintragung in Suchmaschinen für deutlich bessere Platzierungen sorgt. Zudem unterstützt web to date auch die Angabe von Metatags.
Experten können die Templates auch selbst anpassen und nach eigenen Wünschen gestalten. Entsprechende Informationen stellt Data Becker kostenlos auf der Website zu web to date zur Verfügung. Die intendierte Zielgruppe wird diese Option allerdings wohl eher selten nutzen.
Gut gelöst ist die Benutzeroberfläche, die alle wichtigen Informationen auf einen Blick zusammenfasst. Dazu gehören auch nützliche Hilfsmittel wie eine Mediengalerie, in der Grafiken, Download-Adressen und Links zur Wiederverwendung gespeichert werden können.
Auch Links innerhalb der eigenen Seiten zu setzen gestaltet sich über einen Assistenten ganz einfach. Diese Links bleiben auch dann gültig, wenn später die verlinkte Seite umbenannt werden sollte. Bei der Erstellung externer Links hilft ebenfalls ein Assistent, der diese Links auch gleich auf Gültigkeit überprüfen kann.
Im Detail hat das Programm einige kleinere Schönheitsfehler. Eigenwillig verhält sich web to date beispielsweise bei Grafiken. Ein nützliches Feature ist zwar, dass die Grafiken in der Größe an das Template und den zur Verfügung stehenden Platz angepasst werden. Allerdings wird jede Grafik mit einem Link versehen, der auf die gleiche Grafik in Originalgröße verweist (die Grafik selbst, nicht eine HTML-Seite). Uns ist es bei unserem Test nicht gelungen, diese Feature abzuschalten. Zwar wäre es möglich, die generierten HTML-Seiten manuell zu bearbeiten, aber beim nächsten Update würden diese Änderungen wieder überschrieben. Ob eine Änderung der Templates Abhilfe schaffen könnte, war bisher nicht herauszufinden.
Auch kann man aus anderen Anwendungen über die Zwischenablage Text in web to date übernehmen. Ein nützliches und nicht weiter ungewöhnliches Feature. Beim Einfügen zeigt das Editorfenster für den Absatz aber auch Formatierungen an, die später gar nicht von web to date übernommen werden. Auch werden die Formate und Zeilenumbrüche von dem Programm nicht immer so übernommen, wie man es eigentlich erwartet. So etwas verwirrt. Auch die nur einstufige „Rückgängig“-Funktion wünscht man sich überarbeitet. Das Rückgängigmachen selbst ist nicht wieder rückgängig zu machen. Von Word ist man da weitaus mehr Komfort gewohnt.
web to date erlaubt es auch unerfahrenen Anwendern, schnell zu einer Website mit konsistentem Layout zu kommen – und das bei einem bezahlbaren Preis. Bequem für Einsteiger: web to date speichert ständig die am Projekt vorgenommenen Änderungen. Der Nutzer ist also nicht genötigt, an das leidige Zwischenspeichern zu denken.
Das Programm bietet zudem die Möglichkeit, eine bestehende Website als Basis für ein neues web to date-Projekt zu übernehmen. Für Nutzer, die bereits eine Website betreiben, jetzt aber zur leichteren Pflege und konsistenten Datenhaltung auf web to date umsteigen möchten, ist dieses Feature sehr vorteilhaft: Sie müssen nicht von Null beginnen, sondern können die bestehenden Inhalte zumindest teilweise weiter verwenden.
Insgesamt ein Tool, das erfahrenen Webdesignern nur ein müdes Lächeln abringt. Aber die sind eben auch nicht die Zielgruppe. Und die, die web to date wirklich anspricht, erhalten ein Werkzeug, das auf die wichtigsten Funktionen eines CMS reduziert ist und es erlaubt, sich allein auf die Inhalte zu konzentrieren.
Das gewählte Konzept überzeugt für diese Zielgruppe: ein Desktop-System, mit dem man beliebig an seinen Webseiten arbeiten kann, ohne dass Online-Gebühren fällig werden. Ist man fertig, so werden die Seiten einfach per FTP übertragen, es handelt sich um HTML-Seiten, die man prinzipiell jederzeit auch nachbearbeiten kann. Dass die Zeitsteuerung nicht wirklich einzelne Inhalte online freischaltet oder sperrt, sondern nur ein Hinweis für den Generator darstellt, liegt schon im Konzept begründet: Da der Webserver keine speziellen Erweiterungen besitzen muss, können auch nur Features realisiert werden, die mit einfachen HTML-Tags umgesetzt werden können.
Für die Formular-Funktion hat sich Data Becker daher etwas besonders ausgedacht: Da nicht jeder Webspace die Ausführung von cgi-Skripten erlaubt und auch nicht immer Formularinhalte per Mail versendet werden dürfen, gibt es einen speziellen Service, bei dem die Inhalte von Feedback-Formularen über einen Server von Data Becker leitet und diese dann an eine frei wählbare Mailadresse sendet.
Für den Einstieg in web to date gibt es ein Tutorial, bei dem eine komplexe Website nach und nach erstellt wird. Die Aufgaben des Tutorials bauen aufeinander auf, der Anwender lernt nach und nach alle wesentlichen Funktionen von web to date kennen. Sehr nützlich: Die komplette Website befindet sich auch auf der Programm-CDROM, so dass man rasch nachschauen und Dinge ausprobieren kann.
Hier liegt auch eine weitere Stärke von web to date: Ein anderes Design auszuprobieren oder die Reihenfolge und Struktur der Inhalte zu verändern ist eine Sache von wenigen Mausklicks. Generiert man anschließend die Website neu, so kann man in der Vorschau jederzeit alle Änderungen überprüfen, ohne die Webseiten auf den Server übertragen zu müssen.
web to date ist ein nützliches Werkzeug für kleinere und mittlere Websites, die man auf einfache Art und Weise ohne viel Fachchinesisch aktualisieren möchte. Ein großes Plus sind die geringen Anforderungen an den Webspace (im Grunde reicht ein FTP-Zugang aus) und die Tatsache, dass man die Änderungen offline am eigenen PC vornimmt und ausgiebig testen kann, bevor sie auf dem Server veröffentlicht werden. Dabei überträgt web to date übrigens nur die geänderten Dateien, so dass sich die Kosten für die Online-Verbindung in Grenzen halten.
Besonders für Selbstständige, für Restaurants und kleinere Dienstleistungsanbieter eignet sich web to date, rasch und unkompliziert die Qualität des Webauftritts zu verbessern. Anwender profitieren vor allem davon, dass sie sich nicht um technische Belange kümmern müssen. Vielmehr können sie sich allein auf die Erstellung und Strukturierung der Inhalte kümmern. Erkauft wird das mit gewissen Einschränkungen bei den gestalterischen Möglichkeiten, die aber nicht schwer wiegen.
Für umfangreiche Produktkataloge, die Anbindung von komplexen Datenbanken oder die Erstellung leistungsfähiger Online-Shops ist web to date hingegen nicht geeignet. Und anders als die meisten Content-Management-Systeme ist es auch nicht möglich, mehrere Autoren parallel mit der Pflege der Website zu betrauen. Wer solche Anforderungen jedoch nicht hat, der sollte sich web to date einmal anschauen. Es gibt auch eine zeitlich befristete Testversion.
Die Website zu web to date: www.web-2-date.de
Hier können Sie web to date bei Amazon bestellen
Die Website, die bei unserem Test entstanden ist: www.markus-stolpmann.info