Astrid Haarland, Markus Ch. Koch: Generation Blogger
Auf dem Cover sitzt ein Männchen mit Notebook unter einer Palme auf einer Insel. Was uns das sagen will, kommt die ganzen 300 Seiten des Buches hindurch nicht zum Ausdruck. „Generation Blogger“ – der Titel ist ein zweites Merkmal, das irritiert. Wer oder was ist diese „Generation Blogger“? Auf Seite 225 werden wir eingeweiht: „[…] immer mehr Menschen ohne technische Vorbildung bedienen sich dieser Technik, um ihre eigenen Inhalte ins Web zu stellen und damit zu informieren und weltweit an der eigenen Expertise teilhaben zu lassen. Konzentration auf Inhalte wird möglich, die technische Umsetzung ist von untergeordneter Rolle. In diesem Sinne sind Weblogs vielleicht wirklich die größte Erfindung seit Gutenberg und wir sehen einer völlig neuen Generation von Medien und diese gestaltenden Menschen entgegen, einer Generation Blogger“. Große Worte in einem Buch, das auf 200 von 300 Seiten technische Details ausbreitet.
Unklar bleibt, wer eigentlich die Zielgruppe des Buches ist. Einsteiger ins Thema werden durch die fast zwei Drittel des Buches füllende Einführung in die Weblog-Software Movable Type wohl eher frustriert, noch dazu, wo diese umfangreiche technische Einführung auf dem Cover gar nicht angekündigt wird. Jene, die sich ein Blog auf Movable Type aufsetzen, werden aber das Buch nicht brauchen. Denn wer sich zum Einsatz dieser Software entschließt, gehört eh schon zu den „Auskennern“. – Und was fehlt, ist eine Übersicht über sonstige Blog-Systeme, mit einer Darstellung von Vor- und Nachteilen.
Die Struktur des Buchinhaltes ist etwas verwirrend: Nach einer knappen Einführung geht es gleich ans Anlegen eines „Blogger.com“-Accounts, bevor man noch so recht erfährt, was das ganze Bloggen den nun eigentlich soll. Das wird erst im Kapitel 9 „Eine kurze Geschichte des Bloggens“ und Kapitel 10 „Informieren. Publizieren. Vernetzen – wie Blogs unsere Informationswege verändern können“ angerissen – und durch zahlreiche Allgemeinplätze versuchsweise beantwortet („Netzwerke des Vertrauens“, „‚United Nations of Blogs'“, „Die neuen Gatekeeper – Experten bloggen“ …).
Und obwohl auf Seite 117 angekündigt wird, dass sich das Buch ab hier ausschließlich mit Movable Type befasst, findet man immer wieder kurze Abschnitte, die auf inhaltliche und „blog-philosophische“ Aspekte eingehen, besonders im Teil D, „Tune Up MT“, das mit einer Einführung in „Weblogs für ein professionelles Webpublishing“ beginnt (Kapitel 25).
Das Kapitel 26 heißt dann endlich „Generation Blogger“ – ein unvermittelter Einschub, der eigentlich an den Beginn des Buches gehören würde, denn darin wird beschrieben, wie Weblogs (angeblich) unsere Kommunikationsstrukturen verändern: „Dies ist das Ende des ‚theoretischen Teil dieses Buches. Statt eines Nachwortes – für das es noch zu früh ist – an dieser Stelle eine kurze Zusammenfassung über Weblogs …“ – es folgt u.a. die oben angeführte Beschreibung der „Generation Blogger“. – Weiter geht es nun noch 60 Seiten lang mit Erklärungen, wie mit Templates, Tags und Stylesheets die Seiten von Movable Type zusammengebaut werden, welche PlugIns es gibt, wie Daten gesichert werden etc. – Nützlich wohl im Gesamtzusammenhang des Buches, aber eben noch mal eine Menge Technik- und Designwissen für jene, die vielleicht grade das erste Mal etwas von FTP, Tags und Templates gelesen haben: „Untersuchen Sie den Quellcode interessanter Seiten, denn diese stellen die Hauptquelle für neues Wissen und neue Techniken dar! Falls Sie sich weiterhin ambitioniert mit der Anwendung von Stylesheets auseinandersetzen, kommen Sie um das eine oder andere Fachbuch nicht herum. Und auch, wenn Sie bislang nichts oder nur wenig mit HTML-Programmierung zu tun hatten, sind Sie mit dem Abschluss dieses Kapitels wirklich weit vorgedrungen – keine Angst vor weiterem Neuland! Und irgendwie macht es ja auch Spaß!“ – Und irgendwie ist das ja auch genau das, was viele bislang davon abhielt, ihre Websites selbst zu gestalten und zu aktualisieren.
Das wird auch mit „Generation Blogger“ nicht geändert werden, das ja immerhin die einfache Publikation von Inhalten im Web verspricht. Eine konsequente Zweiteilung in eine allgemeine Einführung und in Technisches oder gar eine Auslagerung des Movable-Type-Teiles in ein eigenes Buch mit dem Titel „Content Management light mit Movable Type“ hätte wesentlich mehr gebracht und auch die Zielgruppen besser erreicht. So ist die Frage, ob dieses Buch dem „Phänomen Blogger“ nicht eigentlich einen Bärendienst erwiesen hat, indem es genau jene, die sich mit dem Thema „Weblogs“ befassen sollten (jene, die von einer einfachen, kostengünstigen und „untechnischen“ Möglichkeit des Online-Publishings profitieren würden), von technischen Details überfordert zurücklässt.