Neuer Internet-Boom?
Da kauft eBay das Voice-over-IP-Unternehmen Skype … und niemand weiss so genau, wie es eigentlich ins Portfolio des Online-Auktionshauses passen soll. Und auch die Aussagen von eBay selbst sind kaum schlüssig: Da wird auf der einen Seite betont, Skype könne die Kommnikation zwischen Anbietern und Interessenten vereinfachen – und im gleichen Atemzug wird erwähnt, dass die eBay-Nutzer Skype derzeit nur zu einem geringen Prozentsatz überhaupt nutzen. Hmmm… Und die vielzitierten Download-Zahlen für die Skype-Anwendung sagen auch kaum etwas über die tatsächlichen Nutzerzahlen aus: Wenn ich überlege, wie oft ich alleine die Installationsdatei heruntergeladen habe – immer wieder aufs Neue beim Erscheinen neuer Releases – und dass ich Skype auf mehreren Rechnern installiert habe, aber fast nie nutze, dann relativieren sich Download-Zahlen zu aktiven Nutzerzahlen recht schnell. Und wenn man dann doch bedenkt, dass ich noch nie eine kostenpflichtige Dienstleistung von Skype in Anspruch genommen, sondern immer nur gratis geskypt habe, dann stellt sich die Frage, wie man mit Skype einen Kaufpreis von rund 2,1 Mrd Euro einspielen will … in endlicher Zeit.
Da stellt man dann schon gar nicht mehr in Frage, was Oracle eigentlich mit Innobase will, das innig mit der beliebten (und kostenfrei erhältlichen) MySQL-Datenbank verbandelt ist. „Oracle Plans to Increase Support for Open Source Software“, so lautet es in der Pressemitteilung. Die finanziellen Details des Deals wurden nicht genannt. Mancher Entwickler fürchtet schon um die Zukunft von MySQL, wenn demnächst Oracles Firmenpolitik auf die Weiterentwicklung Einfluß nehmen sollte. Aber ich will nicht unken.
Dass Yahoo unter anderem den Online-Veranstaltungskalender-Betreiber Upcoming.org übernommen hat, AOL sich die Weblog-Plattform Weblogs Inc. für (läppische) geschätzte 25 Millionen US-Dollar in Haus holt, Verisign sich mit Weblogs.com den ältesten und größten Ping-Server für Blog-Updates sicherte und (wieder mal) eBay VeriSigns Online-Bezahlsystemsparte für 370 Millionen US-Dollar übernimmt (um den eigenen PayPal-Dienst zu ergänzen) ist nur die Spitze des Eisbergs. Investitionen Online-Unternehmen scheinen wieder lukrativ, obwohl die Kostem zum Teil exorbitant erscheinen und nicht immer klar wird, was von den deals erwartet wird.
Warum aber plötzlich diese ganze Hektik, warum ein Kauf nach dem anderen? Experten sehen einen Grund auch in Google: Die Suchmaschine, die längst in vielen anderen Segmenten aktiv ist, kauft sich mit dem Geld aus Börsengang und Aktienverkäufen ein kleines Imperium zusammen. Dadurch steigen nicht nur die Preise … für einige Unternehmen scheint es auch ein Grund dafür zu sein, zuzuschlagen, bevor Google es tut. Dass dabei manchmal die strategische Planung recht kurz kommt, behaupten zumindest einige Analysten. Geschätzt wird, dass Google eine Kriegskasse von über 7 Mrd. US-$ hat – und das Unternehmen will durch Aktienverkäufe weitere 4,2 Mrd. US-$ erwirtschaften. Für irgendwas müssen diese Summen ja gut sein – oder schlecht, wenn man es aus der Sicht der Konkurrent betrachtet.