Die Buchverlage und der Online-Handel
Bis jetzt sind die großen Buchverlage noch sehr zurückhaltend, was den Direktvertrieb der Verlagsprodukte über das Internet betrifft. das hat verschiedene Gründe:
- Der Verlag kann nur das eigene Sortiment anbieten, während Online- und Offline-Buchhändler eine breite Palette von Büchern anbieten.
- Neben der Shop-Lösung muss auch die Logistik für den direkten Vertrieb zum Kunden funktionieren – bisher setzen die Verlage vor allem auf Großisten, die direkt beliefert werden, und die dann die einzelnen Buchhändler beliefern.
- Und man hegt Befürchtungen, dass die etablierten Vertriebskanäle nicht gerade begeistert sein könnten, wenn die Verlage in direkte Konkurrenz zu ihnen treten – Auslistungen könnten die Folge sein.
Allerdings gibt es auch einen wichtigen Aspekt für die Verlage, der den Direktvertrieb interessant erscheinen lässt: Dem Buchhandel müssen enorme Rabatte eingeräumt werden und vielfach werden Bücher auf Kommission geliefert: Werden sie nicht verkauft, so schickt der Buchhändler sie einfach zurück. Hier erscheint der Direktvertrieb sehr lukrativ, da die Kosten und Rabatte, die durch den Zwischenhandel entstehen, wegfallen. Zudem ist die Einkaufsmacht von Amazon vielen Verlagen ein Dorn im Auge und Insider spekulieren schon lange darüber, dass die Publisher selbst aktiv werden könnten.
Nun hat der weltgrößte Buchverlag Random House angegeben, die Möglichkeiten für einen eigenen Einstieg in den Online-Buchhandel zu prüfen. Der Online-Direktvertrieb solle die bestehenden Handelskanäle ergänzen, so der Vorstandsvorsitzende Peter Olsen laut Nachrichtenagentur dpa. Ein Zeitpunkt für den Einstieg in den Online-Buchhandel stehe aber noch nicht fest.
Damit würde Random House in direkte Konkurrenz zu Unternehmen wie Amazon.de und Barnes & Noble treten. Ob es sich bei den Aussagen also nur um Warnschüsse in diese Richtung handelte oder ob Random House tatsächlich ernst macht, wird eine der spannenden Fragen für 2005 sein. Interessant ist dabei auch, dass Random House zum Gütersloher Bertelsmann-Konzern gehört. In Deutschland sammelt der Mutterkonzern Bertelsmann nämlich weitgehend unbeobachtet längst Erfahrungen im Online-Buchhandel: Neben einer Beteiligung an Buch.de ist man auch über den Bertelsmann-Buchclub „Der Club“ neben dem Filialgeschäft auch im Internet-Endkundengeschäft aktiv. Und noch einen Trumpf bringt Bertelsmann mit: Zum Konzern gehören zahlreiche Verlage, so dass durchaus verlagsübergreifende Portale entstehen könnten.