Schufa: Ausfallrisiko im Internethandel viermal größer. Scoring als Königsweg?
Aus einer Pressemitteilung der SCHUFA:
Besonders im Internethandel ist das Ausfallrisiko bis zu viermal höher als im klassischen Versandhandel, bei dem über Telefon oder per Post bestellt wird. Laut SCHUFA-Schätzungen liegt es zwischen fünf und acht Prozent der gesamten Bestellsumme von etwa 3,6 Milliarden Euro im Jahr 2003. Grund: Das anonyme Online-Bestellverfahren scheint dazu zu führen, dass Internetkäufer ihre finanziellen Möglichkeiten nicht richtig beurteilen. „Daher rückt jetzt für viele Unternehmen das qualitative Wachstum nach teils zweistelligen Umsatzsteigerungen im eCommerce der vergangenen Jahre in den Mittelpunkt ihrer Strategien. Denn viele Anbieter können bei geringen Gewinnmargen Zahlungsausfälle nicht einfach mehr durch Umsatzsprünge kompensieren“, erklärt [Rainer] Neumann [, der Vorstandsvorsitzender der SCHUFA HOLDING AG]. Gleichzeitig wird das Internet für kleine und mittelständische Unternehmen als Absatzweg immer wichtiger. „Zum Zuge kommt daher der Anbieter, der Kunden schnell und bequem Waren oder Dienstleistungen bei kalkuliertem Risiko liefern kann“, so Neumann weiter.
Natürlich hat die SCHUFA auch eine Lösung parat. Scoring-Verfahren, die das Ausfallrisiko auf der Basis von Vergleichsdaten für jede Transaktion bewerten, sind schon seit langem ein wesentliches Geschäftsfeld des Unternehmens. Nun können solche Scoring-Lösungen auch problemlos in Online-Shops integriert werden. In Echtzeit wird für jeden Kunden und jede Transaktion das Ausfallrisiko ermittelt und kann als Basis für den weiteren Bestellprozess genutzt werden.
Laut SCHUFA wird der Verkauf via Internet nicht nur risikoärmer, sondern gleichzeitig auch kundenfreundlicher. Denn damit wird in vielen Fällen erst das Einkaufen per Rechnung oder Lastschrift möglich. Zusätzlich lassen sich die Einkauflimits erhöhen. „Ein Vorteil, der gerade im Internet immer entscheidender für den Wettbewerb wird“, ist sich der SCHUFA-Chef sicher. Interessanterweise stehen diese rosigen Aussichten im Widerspruch zu den Negativ-Szenarien, die die SCHUFA selbst in der Pressemitteilung heraufbeschwört und nach denen der Online-Handel ein fast unkalkulierbares Risiko darstellt:
Gerade in der Altersgruppe mit dem höchsten Kreditrisiko wird der Versandhandel immer beliebter. Jeder zweite 18- bis 39-Jährige unter den rund 27 Millionen Versandhandelskunden in Deutschland kauft inzwischen per Katalog, Internet oder TV. Gleichzeitig ist in dieser Altersgruppe die Gefahr des Zahlungsausfalls besonders groß. Laut aktuellem Schuldenkompass der SCHUFA ist in dieser Altersgruppe jeder zehnte bis zwölfte Verbraucher mit einer Zahlungsstörung, d.h. einer offenen, ausreichend angemahnten und nicht bestrittenen Forderung, im Datenbestand des Unternehmens registriert. In keiner anderen Altersgruppe ist in Deutschland dieser Prozentsatz so hoch.
Da stellt sich für mich dann doch die Frage, wie man potenziellen Online-Kunden erklärt, dass sie hier aufgrund der SCHUFA-Auskunft unerwünscht sind oder nur gegen Vorkasse beliefert werden? Vielleicht wäre es im Fall des Falles besser, einen Datenbankfehler zu simulieren oder lapidar mitzuteilen, dass die Transaktion zur Zeit nicht durchgeführt werden kann. Wenn ich recht überlege, kenne ich etliche Online-Shops, die mir das immer wieder sagen. Allerdings bezweifle ich, dass die ein Schufa-Scoring einsetzen…