Amazonebaygooglopol?
Amazon, eBay und Google werden in einem Telepolis-Artikel als AEG des Web bezeichnet. Es wird geschildert, wie die drei Internetplayer sich gegenseitig in ihren Technologie- und Marketingstrategien übertrumpfen und dabei immer mehr Daten sammeln und verknüpfen, und es wird angedacht, dass das Trio irgendwann/demnächst die Web- – oder gar die Welt-? – -herrschaft übernimmt.
Was mir bei all dem Schwarzmalen – nicht nur in diesem Artikel – durchwegs fehlt, ist eine Überlegung, WARUM eigentlich so viele Menschen diese Dienste nutzen. Man wird ja schließlich nicht gezwungen. Millionen von Usern liefern sich freiwillig dem Datensammelkraken „AEG“ aus, und die Kritik an dessen Entwicklung unterstellt, dass diese Millionen User alle nicht wissen, was sie tun. Und wenn es so wäre? Es gibt Virulenteres und Widersprüchlicheres:
„GMail“ ist böse, weil es kontextbezogene Werbung schalten wird, was ja nur dann funktionieren kann, wenn irgendwer oder irgendwas LESEN kann, was in den Mails steht, huch! Gleichzeitig stellt man ins Weblog intimste Daten über das Familienleben, inkl. Bilder von Kindern, Haus und Haustier, aufzufinden von jedermann rund um den Erdball. Auf einfachste Art lassen sich detaillierte Persönlichkeitsprofile zusammenklicken – der Aufwand dafür hält sich in Grenzen. Der Schaden, der mit Missbrauch dieser Daten angerichtet werden kann, ist enorm. Problembewusstsein: weitgehend nicht vorhanden.
eBay ist des Teufels, aber gleichzeitig wird in Mailinglisten aller Art beinhart empfohlen: Geh in den Elektronikmarkt das und jenes Gerät ankucken, anfassen oder bisschen Beratung durch menschlichen Verkäufer gratis abgreifen, aber kauf es dann per Online-Auktion (Geiz ist geil, aber dann wird über die ständig nachlassende Servicequalität gejammert.)
Amazon wird sein Distributionsmonopol über jedes Mainstream-Produkt der Welt vom Buch bis zur Gartenkralle vorgeworfen, aber man verkauft seine gelesenen oder auch nur durchgeblätterten Bücher zum Dumpingpreis über ebendieses Amazon. Und staunt dann auch noch, wenn die Autoren im Bekanntenkreis darüber mosern, dass ihre Bücher drei Tage nach Erscheinen von Privat und Gewerbe dort verschleudert werden, bevor sie überhaupt den Weg in die Wirkliches-Leben-Buchhandlung gefunden haben …
Das sind die wirklich spannenden Widersprüche und die wirklich interessanten Fragestellungen. Nicht die Tatsache, dass irgendwo im Mittleren Westen auf irgendeinem Server eine Datenzeile mit irgendeinem Einkaufsvorgang abgespeichert wird.
Im Übrigen: Ich fürchte mich nicht vor „AEG“. Stecker raus und aus. – Mir graut mehr vor der Heuchelei – und vor schlecht recherchierten, pseudokritischen Artikeln zu Online-Themen.