Amazon auf dem Weg vom Online-Buchhändler zur Online-Bibliothek?
Wie Heise auf Berufung nicht genannter Zeitungsberichte meldet, soll Amazon mit mehreren großen Buchverlegern verhandeln, um Shopbesuchern eine Suchmaschinenfunktion für gesammelte Auszüge von Sachbüchern anzubieten. Bei Amazon hält man sich derzeit bedeckt über die Pläne – Verlagssprecher begründen ihr Schweigen damit, Amazon habe um Vertraulichkeit gebeten, bis der neue Service „Look Inside the Book II“ im Herbst angeboten werde. Heise stellt dabei auch die Frage, inwieweit davon auch Autorenrechte und -vergütung betroffen sind, wenn Auszüge oder ganz Buchkapitel online gestellt werden.
Interessant ist die Meldung auch vor dem Hintergrund, dass es immer wieder Gerüchte gab, Amazon könne einen „B2B-Fachbuch-Shop“ aufbauen, bei dem gezielt nach relevanten Büchern und Kapiteln gesucht werden könne und diese dann (online?) gegen Bezahlung bereitgestellt würden. Ob Amazon dieses Konzept wirklich verfolgt, ist mir nicht bekannt … Spekulationen gab es dazu mehrfach – auch als bekannt wurde, dass Amazon Googles Suchfunktionalität lizensiert habe und die Frage gestellt wurde, was da wohl durchsucht werden soll.
Eine Herausforderung stellt diese Entwicklung – wie weit sie auch immer gehen mag – auch für die Verlage und die Autoren dar. Manche Verlage können schon heute jedes Buch in digitaler Form bereitstellen, bei anderen herrscht noch immer die Arbeit mit Papier vor, wie ich selbst erst letzte Woche wieder erleben musste, als ich Korrekturfahnen auf Papier durch die Gegend schicken musste. Hier könnte es durchaus Wettbewerbsverzerrungen geben – schon heute präsentieren die verschiedenen Verlage ihr Angebot mit zum Teil sehr unterschiedlichen Mehrwertdiensten im Amazon-Katalog. Wer hier Daten elektronisch vorliegen hat und automatisiert bereitstellen kann, hat deutlich bessere Chancen im Online-Verkauf.