Blogger, RSS-Feeds, Werbung und die Gratis-Mentalität
Warum outen sich eigentlich manche als völlige Ignoranten jeglicher Wirtschaftlichkeitsbetrachtung? Von einigen Bloggern kennt man das ja schon – da ist „Wertschöpfung“ dann ein Unwort. Halleluja und Amen. Aber wenn sich jetzt der Organisator der Blogtalk, der ursprünglich Weblogs für den Unternehmenseinsatz bekannter machen wollte, darüber beschwert, dass der Standard in seinem RSS-Feed ein Advertorial mitschickt, dann fängt man schon arg an zu zweifeln. Aber urteilen Sie selbst… Schauen wir mal. Fakt ist doch: Zahlreiche Online-Angebote refinanzieren sich zu einem Teil durch Werbeeinnahmen. Diese Einnahmen sind notwendig, da die Erstellung der Inhalte Zeit und Geld kostet – das nennt sich „Marktwirtschaft“. RSS-Feeds könnte man nun eine Teaser-Funktion zusprechen – denn von kostenloser Syndizierung haben diese Angebote nichts. Die theoretische Möglichkeit, darüber zusätzliche Besucher zu gewinnen, führt Herr Burg aber ad absurdum, wenn er Werbung gezielt ausgeblendet haben will. Ist er also nur daran interessiert, werbefreien Gratis-Content abzugreifen? Anders kann man eine Aussage wie:
„Rss-Spam […] Ich wünsche mir einen Filter für Rss-Feeds, die mir den Push derartiger Dinge verhinden. Dazu müßte wahrscheinlich ein neuer Namespace definiert werden und v.a. der Producer müßte sich daran halten.“
Natürlich würde sich kein Producer daran halten. Natürlich haben Anbieter von RSS-Feeds Interesse daran, ihre Feeds mit Werbung zu ergänzen, da ihnen sonst potenzielle Werbeeinnahmen durch die User entgegen, die nur noch den RSS-Feed lesen und nicht mehr die Homepage besuchen.
Was mich aber besonders wundert: Wie kann man so etwas als „Spam“ bezeichnen? Wer einen RSS-Feed liest, holt sich diesen aktiv (über ein entsprechendes Programm) vom Server des Anbieters. Niemand zwingt einen, diesen Feed aktiv abzuholen, also auch kein wirkliches Push, sondern ein gewolltes Pull. (Push wäre der Werbemüll, der in die Mailbox kommt, ohne dass man sich wehren kann.) Der Anbieter weiss nicht einmal, wer sich den Feed in welchen Abständen abholt. Und jetzt wird er zum Spammer gestempelt, weil er versucht, durch zusätzliche Werbung in den Feeds einen Teil der verlorenen Werbeeinnahmen zurückzuholen? Das muss universitäre Logik sein…
Ich kenne verschiedene Anbieter, die entweder planen, ihre Feeds mit Werbung vollzukleistern oder den Service einzustellen bzw. inhaltlich so einzuschränken, dass der Besuch der Website für eine brauchbare Informationsgewinnung unumgänglich wird. Herr Burg: Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Filtern – und beim Versuch, Unternehmen Ihre Ansichten näher zu bringen!