Blogtalk in Wien: Impressionen
Blogtalk, die vom Zentrum für Neue Medien der Donau-Universität Krems ausgerichtete erste Konferenz, die sich dem Thema „Weblogs“ widmet, startete heute in Wien. International besetzt ist nicht nur die Runde der Vortragenden, sondern auch das Publikum. Etwa 120 Zuhörer und Sprecher saßen beisammen in etwas ungewöhnlicher Form:
In der ersten Reihe hatten sich nämlich die Live-Blogger positioniert (Fotos u.a. bei Heiko Hebig), die mit ihren Notebooks die einzelnen Vorträge schon online zusammenfassten, noch während die Redner in voller Aktion waren. Erinnerte ein wenig an Veranstaltungen der Vereinten Nationen, bei denen die Übersetzer und Protokollführer aktiv sind … nur sitzen die normalerweise nicht in der ersten Reihe.
Interessante Thesen reihten sich aneinander … aber da bereits so viel darüber gebloggt wurde, brauche ich nur auf die Liste dieser Blogs zu verweisen, die David Weinberger freundlicherweise zusammengetragen hat. Die meisten Präsentationen stehen zudem zum Download bereit.
Allerdings muss man bei allen spannenden Gedanken auch ein wenig kritisch hinterfragen, ob die im Raum Versammelten nicht wirklich „Metablogger“ sind, wie FutureZone kürzlich textete: Blogger, die ihre persönlichen Vorstellungen zum Phänomen des Bloggens präsentieren. Und dabei zeigte sich, dass ganz unterschiedliche Herangehensweisen und Sichtweisen bestehen: Ist für den einen vor allem die Person des Bloggers wichtig, so für den Nächsten die Inhalte (Wissen?) und für andere wieder die Vernetzung untereinander oder auch die Gesamtheit der Weblogs (Blogosphere).
Schade nur, dass durch den engen Zeitplan, die Beschränkung der Vorträge auf 15 Minuten, zusätzlich auftretende technische Probleme und den wenig kommunikativen Konferenzort (so fehlten nicht nur die üblichen Kaffeepausen, sondern auch der Kaffee und die passenden Bistrotische, die angrenzende Cafeteria war nicht für die Teilnehmer reserviert) nur wenig Raum für Diskussionen zwischen den Teilnehmern bleibt. Fast könnte man auf die Idee kommen, die Veranstaltung selbst als Weblog und nicht als Präsenzveranstaltung zu konzipieren wäre funktionaler gewesen. Aber dann hätte man ja auf das Erlebnis Wien verzichtet und auch darauf, die „alten Bekannten“ mal live zu erleben. Schade auch, dass manche Präsentation etwas lieblos und unfertig wirkte. Das ist man zwar von Blogeinträgen gewohnt, aber nicht von Konferenzvorträgen.
Übrigens gab es auch ein paar nette Highlights: Der Vortrag von Martin Röll war wirklich witzig und die Zuhörer haben einiges über Luxemburg erfahren. So blieb zwar nur noch die Hälfte der Zeit für sein eigentliches Thema, aber das kann man in seinem Paper eh (auch auf deutsch) nachlesen.
Und „Scherzkeks“ (nein, das sage nicht ich, sondern das aktuelle Tomorrow-Heft) Jörg „Schockwellenreiter“ Kantel gab sich höchst seriös und es ist ihm meiner Meinung nach hoch anzurechnen, dass er seinen Vortrag trotz anderslautender Planung wie alle anderen Sprecher auch auf Englisch gehalten hat. Das Paper dazu gibt es, allerdings ebenfalls auf Deutsch, zum Nachlesen.
Nur ein Geheimnis bleibt: Was ist eigentlich mit den Sponsoren, die auf der Blogtalk-Seite gelistet sind? Auf der Veranstaltung selbst waren sich jedenfalls nicht auszumachen…