Internet-Apotheke in Deutschland?
Wer erinnert sich noch an die Unterschriften-Aktion der deutschen Apotheken gegen die böse Internet-Konkurrenz? Es wurden Abertausende von Unterschriften gesammelt mit zum Teil abenteuerlichen Begründungen, warum der Medikamentenhandel im Internet das gesamte deutsche Apothekenwesen bedrohe.
Doch scheinbar lässt sich die Entwicklung nicht aufhalten. In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass der niederländische Internet-Arzneihändler Docmorris nach Deutschland kommen will, sobald der Versandhandel mit Arzneimitteln hier erlaubt wird. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt hat dies in Aussicht gestellt, auch aufgrund der notwendigen EU-Harmonisierung.
Derzeit liegt beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) noch eine Klage des Deutschen Apothekerverbandes gegen den grenzüberschreitenden Arzneiversand. Beobachter erwarten aber, dass das Verfahren eher die Position von Docmorris stärken wird: Die Generalanwältin Christine Stix-Hackl hat bereits ein Gutachten vorgelegt und erklärt, der Versandhandel mit zugelassenen Arzneimitteln müsse auch in Deutschland erlaubt werden.
Allerdings: Ganz so drastisch wie von den deutschen Apothekern dargestellt ist das alles dann wohl doch nicht: Nach eigenen Angaben konnte Docmorris sagenhafte 1,1 Promille (!) vom Umsatz der Apotheker abknapsen. Das langfristige Potenzial für Deutschland sieht man selbst bei 8 Prozent Marktanteil.