E-Mail-Marketing von der HighText-Reinigungsfachkraft
Was passiert, wenn ein Experte für E-Mail-Marketing mit einer Aktion auf sein aktuelles Buch aufmerksam machen will? Nicht zum ersten Mal konnte man heute erleben, wie eine eigentlich im Ansatz gute Idee gerade von den Experten gänzlich vermasselt werden kann… Aber der Reihe nach: Torsten Schwarz ist Experte für E-Mail-Marketing. Und in dieser Funktion zeichnet er verantwortlich für verschiedene Publikationen und Aktionen. Für sein neuestes Buch „177 Email-Marketing-Tipps – Praxishandbuch E-Mail-Marketing“, das in Zusammenarbeit mit dem dmmv entstanden und bei HighText erschienen ist, startete er bereits verschiedene Marketingaktionen. Den neuesten Coup gab es heute via hightext.de. E-Mail-Marketing für eine E-Mail-Marketing-Publikation. Da darf man gespannt sein.
Die E-Mail, die dann ausgeschickt wurde (untenstehend wiedergegeben), zeigt auf den ersten Blick auch ein paar sehr kreative Ansätze: Die Nachricht ist personalisiert und nutzt Storytelling-Elemente. So soll der Leser in die Geschichte hineingezogen, quasi umgarnt werden.
Die Mail stammt von Cecilie Sedlgruber, Reinigungsfachkraft im HighText Verlag, die berichtet, wie sie über Stapel druckfrischer Bücher des Herrn Schwarz stolpert. Und weil sie putzen muss, müssen die Dinger weg! Also lieber Empfänger, dann besorg‘ dir mal schnell ein Exemplar. Gewürzt wird das Ganze mit einer Menge Hirngespinste der guten Frau, die natürlich gar nicht existiert.
Und genau da liegt das Problem. E-Mail-Marketing sollte nie falsche Tatsachen vorspiegeln. Hier aber ist schon der Absender der Mail ein Fake. Eine Geschichte zu erzählen ist keine schlechte Idee … aber wenn sich dieser Geschichte samt dem Absender von vorne bis hinten als erfunden herausstellt, dann erinnert das doch sehr an Spam der übelsten Sorte. Hinzu kommt, dass die ganze Geschichte von Klischees nur so wimmelt: Reinigungskräfte, Ossis, der Schwarz(e) in Bayern, …
Zudem ist die Mail viel zu lang, um ernsthaft bis zum Ende gelesen zu werden. Die Handlungsaufforderung greift nicht, es fehlt ein Impressum sowie die Angabe dazu, wie man auf diesen Verteiler geraten bzw. wieder davon entfernt werden kann. Es ist sogar zu überlegen, ob die ganze Aktion nicht sogar rechtlich zumindest fragwürdig ist.
Und damit fangen die Probleme für Hightext erst an. Was passiert, wenn Empfänger die mit „Betreffs der Sauerei im HighText-Verlag“ übertitelte Mail ernst nehmen? Wenn sich Kunden fragen, wie eine nur für geschäftliche Zwecke zu verwendende Mailadresse plötzlich in die Hände einer Putzfrau gerät? Oder wenn sie diese Mail als Spam wahrnehmen … nicht auszudenken, welchen Schaden die Reputation des Absenders nehmen kann!
Zweifellos: E-Mail-Marketing kann man mit viel mehr Kreativität durchführen, als dies im Regelfall geschieht. Aber dieser Versuch war leider ein Fehlschuss. Für die Empfänger vielleicht zumindest ein warnendes Beispiel, wie man es nicht machen sollte…
Von : Cecilie Sedlgruber, Reinigungsfachkraft im HighText Verlag (cecilie@hightext.de)
Datum : Mittwoch, 26. März 2003, 14:55
Betreff: Betreffs der Sauerei im HighText-VerlagBetreffs der Sauerei im HighText-Verlag
Sehr geehrter Herr xxxxxxxxxx,
ich muss Ihnen sagen: Es ist eine Schande, was mir als bayerisch
diplomierte Reinigungsfachkraft passiert ist, als ich das letzte Mal das
Lager des HighText-Verlags putzen wollte.Ich weiss gar nicht, ob ich Ihnen schreiben darf. Aber weil Sie doch
derjenige sind, der dieses iBusiness.de nutzt (wenn ich die ganzen
Fernseher putze, die bei dem entzückenden jungen Techniker vor den
lustig blinkenden Schränken stehen, dann sehe ich Sie manchmal vor-
beikommen - sagt zumindest der Sven, dass ich Sie sehen müsste. Aber
anders als beim Gottschalk sehe ich Sie eigentlich nicht.)Auf jeden Fall wollte ich Ihnen erzählen, was mir passiert ist, als ich
das letzte Mal im HighText-Lager putzen wollte. Normalerweise muss ich
mit meinem geprüften Wischmob im Lager nicht viel tun. Da liegen immer
so viele unterschiedlichen Bücher und Studien herum und werden verkauft,
dass sich auf den Regalen überhaupt kein Staub ansammeln kann. Was ja
gut ist, denn für eine diplomierte Reinigungsfachkraft wie mich ist ja
Staub gewissermassen der Hauptfeind.Die Bianka, ich meine die Bianka Matthies, die das Lager unter sich hat,
sagt, dass mit den vielen Studien liegt daran, dass der HighText-Verlag
für die Multimedia-Branche "One-Stop-Shopping" für Studien und
Nachschlagwerke rund um Multimedia macht. Aber die Bianka ist ja auch
ein Ossi - ich meine, sie stammt aus Neufünfland. Und da sagen die Leute
oft komische Wörter. Wofür wir hier in Bayern aber schon eine Toleranz
haben.Aber ich wollte Ihnen ja erzählen, was mir passiert ist, als ich das
letzte Mal im HighText-Lager putzen wollte. Zunächst einmal wollte ich
mit meinem geprüfter Wischmob den Fußboden reinigen. Was immerhin im
HighText-Lager das einzige Revier ist, dass meiner Zuständigkeit
unterliegt. Und was sag' ich Ihnen: Es ging nicht!Der Boden war nämlich vollgestellt mit einer Palette von Büchern.
Lauter druckfrische Exemplare "dmmv-Praxishandbuch: E-Mail-Marketing"
( http://www.ibusiness.de/shop/db/shop.3531hr.html ) von einem Torsten
Schwarz. Nun haben wir hier in Bayern schon historisch nichts gegen
Schwarz. Und dann hat mir die Bianka noch erzählt, dass das der führende
Experte in Deutschland für E-Mail-Marketing ist. Doch anders als der
Huber Toni, der bei uns in Oberviechtal die alte Mühle übernommen hat,
hat der Schwarz Torsten 177 Tipps zusammengestellt, wie man mit
E-Mail-Marketing besser verkauft. Mich hat ja Tipp 132 interessiert
("Wie Sie eine Permission-Marketing-Leiter bilden, um mehr Daten zu
bekommen"). Aber ich habe ja schon eine Leiter und mehr Daten brauche
ich als bayerische diplomierte Reinigungskraft auch nicht.Deswegen weiss ich auch nichts über das Verkaufen per E-Mail, sondern
sage Ihnen: Ich brauche Platz, um endlich putzen zu können, und deswegen
müssen die Bücher weg und darum sollen Sie das dmmv-Praxishandbuch
E-Mail-Marketing kaufen.Bevor ich Ihnen jetzt erzähle, was mir passiert ist, will ich Ihnen noch
sagen, dass die Bianka ganz begeistert von dem Buch ist. Denn weil sie
zum Beispiel jetzt weiss, dass elektronische Serienbriefe schnell zum
Bumerang werden, wenn die Regeln nicht beachtet werden, die der Schwarz
Torsten da auf 190 Seiten aufgeschrieben hat. Und dass selbst Profis wie
Sie da noch den einen oder anderen Tipp abschauen könnten.Sie bestellen das dmmv-Praxishandbuch: E-Mail-Marketing hier:
http://www.ibusiness.de/shop/db/shop.3531hr.htmlDa haben Sie und ich was davon. Sie, weil Ihre E-Mailings noch besser
werden. Und ich, dass ich endlich wieder richtig im Lager putzen kann,
weil die ganzen dicken Bücher weg sind.Dies wünscht Ihnen Ihre sehr ergebene
Cecilie 'Zenzi' Sedlgruber
bayerisch diplomierte
ReinigungsfachkraftP.S. Ich weiss jetzt gar nicht, ob ich Ihnen diesen Brief überhaupt schicken
durfte. Aber Sie verraten mich nicht, oder?