Weblog-Mythen – Folge 2
Weblogs sind kommentierte Linksammlungen und als solche die Nachfolger der Urform der Web-Verzeichnisse. Ihren Ursprung haben Weblogs als kommentierte Linksammlungen zu Zeiten von Mosaic und NCSA (National Center for Supercomputing Applications). Die Jungs und Mädels rund um Marc Andreessen und Co. führten so genannte „What’s new“- und „What’s cool“-Listen. Jeden Morgen führte der Surftripp erst einmal dort vorbei, um die gerade angesagtesten Websites zu finden. Und noch früher betrieb Tim Berners-Lee, der Vater des WWW, am CERN eine Webseite, auf dem er neue Websites auflistete … quasi das „Ur-Weblog“.
Allerdings war das alles zu Beginn des World Wide Web – vor Goggle und Dmoz. Das Web war noch überschaubar und diese Listen waren die Vorläufer der Suchmaschinen und Webkataloge. Nie aber haben sie Verrisse, Warnungen oder Belehrungen enthalten – es waren Empfehlungen, was es in den Weiten des Webs so alles gibt.
Heute versteht sich mancher Blogger als Nachfolger dieser Pioniere – und vergisst dabei, dass diese Funktion mittlerweile von Suchmaschinen und Webkatalogen ausgeübt wird.
Und: Wer sich als Wegweiser im Web versteht, dürfte erst recht nicht mit stolzgeschwellter Brust die eigenen Suchmaschinenplatzierungen präsentieren. Hatten die ersten solchen Dienste den Anspruch, den Nutzer zu führen, so ist dem Blogger daran gelegen, seinen Beitrag in der Suchmaschine möglichst so platzieren, dass er vor den verlinkten Angeboten steht – damit aber trägt er nicht zur Übersicht und Verkehrssteuerung bei, sondern fördert die Informationsflut: Wo der Weg direkt von Google zum Angebot führen könnte, führt er jetzt über das Weblog. Dass zudem die meisten Weblog-Archive nicht gepflegt werden und häufig veraltete Hinweise enthalten, ist nur ein weiterer Mosaikstein im großen Weblog-Puzzle…
Morgen: Mythos #3