Das Zwutschgerl
In Österreich läuft zur Zeit eine groß angelegte Werbekampagne für das „Zwutschgerl“. „Zwutschgerl“ ist die Bezeichnung für etwas Kleines, ein kleines Kind oder ein kleines Ding, ein sehr positiv belegter Begriff — unser eDings wäre z.B. auch als ein solches zu bezeichnen
Nun wurde also eine sehr gute Plakatkampagne gestartet, der Teaser zog große Aufmerksamkeit auf sich … … Spinat, Rotkraut und Co. sind in meinem Bekanntenkreis plötzlich in aller Munde. Singles, Menschen mit Kindern, Ernährungsbewusste, Haushalte mit überdurchschnittlichen Einkommen, Lifestyle-orientierte, Marken-affine Menschen sind das, zu 100 Prozent (und mehr) mit Internetzugang versorgt, privat und beruflich, tägliche Nutzer von E-Mail & Co.
Die Zwutschgerl-Kampagne dient der Markteinführung von Tiefkühlgemüse von Iglo in Form von kleinen, praktischen Portionswürfeln — in Deutschland gibt es ein adäquates Produkt („Minis“).
In den Buchhandlungen taucht „das zwutschgerl buch“ auf. Ah!, denke ich mir, großartig! In der neuen Marketing-Tradition der Kochbücher zu bekannten Lebensmittelmarken logisch und konsequent! Und mir fallen gleich einige Leute ein, denen ich unbedingt davon erzählen möchte. Und eine Freundin soll es doch gleich als Geschenk bekommen! Am besten über einen Online-Versand, denn ich komme in den nächsten Tagen nicht dazu, eine „reale“ Buchhandlung aufzusuchen.
Nun, erwartungsfroh gebe ich http://www.zwutschgerl.at/ in den Browser ein. Ich habe zwar noch nie den URL irgendwo wahrgenommen, aber — mhm, könnte ja sein, nicht wahr? Wirklich, es gibt eine Website zum Zwutschgerl!
Die Freude über meine Entdeckung währt nur kurz. Ein paar nichtssagende Seiten, lieblos zusammengestoppelt, obskure Links mit Zugangsschutz, null Info, null Fun, null nix. Ein Verweis auf Iglo.at — na gut, denke ich mir, schau mer mal. Aber auch dort wenig Erbauliches. Ein Link zum Buch führt mich zum Verlag, den Text kenne ich schon, den habe ich auf Zwutschgerl.at schon gelesen.
Es ist die Rede von einer massiven Launchkampagne: Plakate, Printwerbung und zwei (2) Millionen (!) Produktverpackungen, die für das Zwutschgerl werben. Was nicht vorkommt: Online-Marketing. Bestellmöglichkeiten für das Buch. Zwutschgerl-E-Cards. Zwutschgerl-Rezepte online. Zwutschgerl-Branding über das Web. Weder integriert noch nicht-integriert in die Gesamtmarketingstrategie wird hier etwas im Web getan …
Eine Frage des Budgets kann das nicht sein. Doch was für eine Frage ist es dann?