So schön eine Community-basierte Wissensplattform ist, die nicht nur jedem frei zur Verfügung steht, sondern bei der auch jeder eigene Informationen beitragen kann, so heikel kann es auch sein, mit dieser Freiheit und Offenheit umzugehen. Besonders darunter zu leiden hat Wikipedia – ob nun in den USA (erst kürzlich wurde bekannt, dass dort von Rechnern des US-Kongresses Informationen über Abgeordnete offenbar gezielt manipuliert wurden) oder auch in Deutschland. Hier trägt die Seite zum Siemens-Chef Klaus Kleinfeld seit kurzem den Hinweis:
Die Diskussion über diesen Antrag findet auf der Qualitätssicherungsseite statt.
Hier der konkrete Grund, warum dieser Artikel auf den QS-Seiten eingetragen wurde: Der Nutzer „Siemens AG“ sowie etliche IPs aus dem Nummernraum des Siemens-Konzerns versuchen offensichtlich, durch ständige Reverts erhebliche Informationen zu unterdrücken. Ich bitte um Qualitätssicherung.
–Ischariot 15:13, 24. Mai 2006 (CEST)
Theoretisch sind die Autoren von Wikipedia zur Neutralität angehalten – aber was bedeutet in diesem Fall Neutralität? Ist beispielsweise der Hinweis auf das Scheitern der Sanierung der Handy-Sparte „neutral“? Oder soll er den Siemens-Chef in ein negatives Licht rücken? Letztlich hängt die Beurteilung vom Betrachtungsstandpunkt ab.
Wiemit solchen Meinungsverschiedenheiten umzugehen ist, muss die jeweilige Community entscheiden. Aber dazu muss sie sie erst einmal aufgedecken. Denn das Problem betrifft nicht nur Wikipedia, sondern jegliche Form von user-generiertem Content, der nur bedingt von der Gemeinschaft überprüft werden kann: Bei Amazon finden sich zahlreiche „Gefälligkeits-Rezensionen“, in manchem Meinungsportal mag man einer Bewertung erst trauen, wenn sich eine kritische Masse ähnlich lautender Meinungen angesammelt hat, etc. pp.
Das Problem ist wohl weniger die Freiheit, die mit der Meinungsäußerung verbunden ist. Vielmehr ist es die Anonymität bzw. Pseudonymität, hinter der sich mancher der Meinungsmacher versteckt…