Behinderten-Aufzug zum Design
Ein Besuch der neu eröffneten Pinakothek der Moderne in München ist allen Usability-Interessierten sehr zu empfehlen.
Die Mängel in der Benutzerführung sind dort körperlich und mental derartig spürbar, dass ich nun – mit einem Abstand von 24 Stunden zu dem „Erlebten“ – die 9 EUR Eintrittsgeld als sinnvolle Investition in meine diesbezügliche Weiterbildung betrachte, wenn es schon kulturgenussmäßig problematisch war.
Hinweise auf Infrastruktur (Kassen, Garderobe, Schließfächer) fehlen oder sind so klein angebracht, dass man sie nicht findet. Das schärfste Adlerauge (meins nämlich) tut sich schwer, die Angaben neben den Bildern zu entziffern, die in mittelgrauer Schrift auf weißem Hintergrund bei dem ganz besonderen Naturlicht beinahe unsichtbar sind. Die Nummern der Ausstellungsräume stehen auf mindestens 1 Meter 70 Höhe, winzig und natürlich auch in diesem anstrengenden Grau. Umso besser sieht man dafür die Millionen von Fingerabdrücken an dem dort reichlich vorhandenen Glas, die unmöglich alle von einem Tag sein konnten und die den Gesamteindruck einer gewissen Unsensibilität für die Kunst der Präsentation in mir noch verstärkten.
Das Wording-Highlight: „Behinderten-Aufzug zum Design“.
Dieser sinnige Ausspruch prangt im meterhohen Foyer auf einem A4-Querformat, gegenüber dem Eingang. Die dort herumlehnenden Security-Männer trugen übrigens nicht unwesentlich zu der etwas diffusen Stimmung bei, die mich vom Aufkommen von Ergriffenheit so wirksam abhielt, dass ich nach einem unvollendeten Rundgang durch die Ausstellungsräume das Gebäude schnell wieder verließ.