Weblog-Mythen – Folge 3
Weblogs lassen sich über die Inhalte definieren. Und: Diaries sind keine Weblogs und Weblogs keine Diaries. Jedes Weblog hat eine inhaltliche, eine organisatorische und eine technische Ebene. Was er in sein Weblog schreibt, das bleibt in der Verantwortung des Betreibers.
Einige Puristen stellen Regeln auf (die sie im eigenen Weblog ohnehin immer wieder brechen). Die beliebteste Regel: In Weblogs hat „Tagebuch“ähnliches nichts zu suchen – Weblogs sind kurze, heftig verlinkte, kommentierte Linksammlungen. (Dann könnte es übrigens per Definition keinen „neuen Journalismus“ geben – denn journalistische Beiträge lassen sich kaum unter dieser Formel subsummieren.)
Vergessen wir also lieber die inhaltliche Ebene als Klassifikationsmerkmal. Interessanter schon die organisatorische: Weblogs brechen das seitenbezogene Online-Publishing zu Gunsten einer beitragsbezogenen Veröffentlichung auf. Auf einer Webseite können so – in der Regel umgekehrt-chronologisch sortiert, sprich: das Neueste oben – mehrere Beiträge zu durchaus unterschiedlichen Themen erscheinen. Die zeitliche Einordnung sorgt dafür, dass jeder Beitrag einen eindeutigen Vorgänger und einen eindeutigen Nachfolger besitzt. Auf dieser Ebene ist jedes News-System, jede Ansammlung von Pressemitteilungen und jedes Tagebuch ein „Weblog“.
Auf der technischen Ebene sorgt nun das Weblog-System für ein einfaches Content-Management: Das Tool speichert die einzelnen Beiträge und erzeugt dynamisch daraus entsprechende Aufstellungen als Webseiten. Dabei kommen im Normalfall Templates für die Seitenformatierung und Formulare zur Texteingabe sowie ein mehr oder weniger leistungsfähiges Verwaltungssystem zum Einsatz. Argumentiert man auf dieser Ebene, dann ist alles ein Weblog, das mit einem Weblog-System erstellt wird – unabhängig von Inhalten und Strukturen.
Morgen: Mythos #4