Buchmesse – Rückblick
Same procedure as every year? Nachdem die Buchmesse in den letzten Jahren deutlich Federn lassen musste, war in diesem Jahr zumindest in Teilen eine neue Strategie erkenntlich – zumindest auf Seiten der Veranstalter. So hat man zum ersten Mal auch Film und Fernsehen zur Buchmesse eingeladen. Zweifellos zu recht: Schließlich sind hier die Stoffe vorhanden, aus denen die nächsten Produktionen entstehen könnten. Und Lizenzhandel war schon immer eines der wesentlichen Geschäfte auf der Buchmesse. Wenn aber der neue Chef der Buchmesse die Veranstaltung zum Dreh- und Angelpunkt für Content und Content-Verwertung jeglicher Art machen will (wie er in zahlreichen Interviews sagte), dann hat er noch viel zu tun. War früher dem „elektronischen Publizieren“ noch eine eigene Halle gewidmet, so gingen die entsprechenden Aussteller in diesem Jahr eher unter … oder waren gar nicht erst angereist. Und die Verlage machen noch immer einen großen Bogen um das Thema eBooks, aber das war in den vergangenen Jahren ähnlich.
Dafür stolperte man in Frankfurt an jeder Ecke über Prominente – und solche, die sich dafür halten. Über die Dominanz des Bohlen-Clans inklusive der Ex-, Noch- und zukünftigen Lebensgefährten wurde ja schon an vielen anderen Stellen berichtet. Schwamm drüber. Aber Didda und Gefolge haben ein „neues“ Segment hoffähig gemacht: Hörbücher auf CD boomen. (eD meint, dass mancher aus der Zielgruppe eh nicht lesen könne und man außerdem als Käufer eines Bohlen-Hörbuchs seelenruhig behaupten kann: „Neee, das Buch habe ich natürlich nicht gelesen…“)
Audiobooks haben allerdings durchaus ihre Berechtigung und ich würde mir wünschen, dass dieses Marktsegment sein Nischendasein etwas verliert. Wer die Vielzahl der Angebote auf CD und Musikcassetten in den USA z.B. bei langen Autofahrten schätzen gelernt hat, wird mich verstehen können.
Apropos Prominenz: Taschen hat Muhammad Ali einfliegen lassen zur Präsentation eines elitären Bildbandes zum Leben der Boxlegende. Das Buch ist wirklich sehr aufwändig gestaltet, aber es hat „ein wenig“ Übergröße, ist mit 30 kg auch für das Fluggepäck ungeeignet und kostet auch noch 3.000 Euro. Zumindest hat das Gewicht auch Vorteile: So ein Buch wird auf der Messe weniger leicht gestohlen. Angeblich sind auch alle Exemplare schon reserviert – Nischen muss man sich halt aufbauen! (Übrigens war das Buch weder das größte noch das teuerste der Buchmesse.)
Ansonsten? Viele Leute, viel Papier, viele Gespräche. Neue Projekte in der Pipeline. Und abseits des Trubels Feiern und Auszeichnungen. Es sollen auch Blogger in Frankfurt herumgelaufen sein – manche mit missionarischem Eifer. Ich bin ja sehr skeptisch, ob die Buchmesse der richtige Ort ist, um mit Verlagen über RSS und Weblogs zu reden. Na ja, jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen: Martin Röll wurde von Ute Miszewski, Leiterin der Unternehmenskommunikation der Spiegel-Gruppe, offenbar belehrt, dass „Weblogs […] keine Gefahr für den professionellen Journalismus dar[stellen]“ und Journalismus ein Handwerk sei, das gelernt werden müsse. Recht hat sie, das gilt übrigens auch fürs Bücherschreiben. Allerdings fand man in Frankfurt für die, die keine Bücher schreiben können, es aber trotzdem wollen, auch wieder zahlreiche Angebote: Selbstzahler-Verlage. Das ist das gleiche wie Weblogs, nur eben auf Papier *gg*