Amazon-Leserrezensionen gefakt … die Nachteile von User-generated Content
Futurezone und andere berichten heute über eine kleine Panne beim kanadischen Amazon-Ableger: Dort konnten aus Versehen die E-Mail-Adressen der Schreiber von Leserrezensionen eingesehen werden, die eigentlich anonym sein sollten. Und das wenig überraschende Ergebnis: Mancher Autor gibt sich gerne selbst eine positive Bewertung, während die Konkurrenz durch negative Beurteilungen aus dem Feld geschlagen werden sollen.
Wirklich überraschend finde ich das allerdings nicht: Bei allen Online-Inhalte sollte man sich immer fragen, welche Absicht der Schreiber wohl verfolgte. Und gerade bei „User- & Community-generated Content“ kommt noch hinzu, dass man man sich oft anonym (oder zumindest pseudonym) fühlt. Also wird nachgeholfen, wenn es um Meinungsbildung geht … schließlich geht es auch um Verkaufszahlen und Ansehen. Das betrifft längst nicht nur Amazon, sondern ist in jedem offenen Forum zu finden. Im vorliegenden Fall versuchen sich jetzt einige Autoren zu verteidigen – vielleicht aber sind sie einfach nur unvorsichtiger vorgegangen als Kollegen?
Naiv finde ich da eher, wenn jemand wirklich an die Unabhängigkeit dieser Beurteilungen glaubt. Denn vielfach muss gar nicht der Autor selbst aktiv werden: Bei manchen Büchern sieht man klipp und klar, dass hier Gefälligkeitsrezensionen von Bekannten und Freunden verfasst wurden. Die Frage ist daher für mich eher, warum der durchschnittliche Amazon-Kunde die Leserrezensionen so wichtig nimmt. Hinzu kommt noch, das sich diese „Fakes“ vor allem dann auswirken, wenn Bücher nur wenige Rezenszionen haben. Sonst gleichen sich überzogenes Lob und ungerechtfertigte Kritik mehr oder weniger wieder aus. Wenn aber Käufer sich auf einzelne Leserrezensionen verlassen, die selbst (wie die Masse der Amazon-Kunden) noch nie eine Bewertung abgegeben haben, dann sind sie zum Teil auch selbst schuld: Communities funktionieren nur dann verlässlich, wenn sich alle aktiv beteiligen!