Ingenieure mit Stift kreativer als am PC?
An der TU Dresden wurde eine bahnbrechende Erkenntnis gewonnen: Ingeniere sind mit Bleistift und Papier kreativer als mit einem spezialisierten CAD-Programm. Dabei ließ die Psychologin Martina Schütze 66 Studenten unter Laborbedingungen eine knifflige Konstruktionsaufgabe lösen und wertete die Ergebnisse aus. So berichtet das Magazin „Geo“ in seiner Augustausgabe. Wieder mal ein Beweis dafür, dass Computer die Produktivität beschränken, statt sie zu fördern? Vielleicht mögen das einige Medien aus der Untersuchung gerne herauslesen.
Aber ehrlich: Ein CAD-Programm hat kaum die Aufgabe, Kreativität zu fördern. Vielmehr sollen dort exakte, für die weitere maschinelle Verarbeitung geeignete Konstruktionszeichnungen entstehen. Die kreative Arbeit geschieht an anderer Stelle – und mit anderen Hilfsmitteln. Schon vor zehn Jahren habe ich in einem Forschungsprojekt an der Uni Stuttgart daran mitgearbeitet, beide Phasen (Konzeption und Konstruktion) enger zu verzahnen. Wer sich einmal damit beschäftigt hat, den werden deshalb auch die Ergebnisse nicht wundern – eher wird man sich fragen, warum man für solcherlei Erkenntnisse überhaupt ein Experiment mit 66 Maschinenbaustudenten an der Technischen Universität Dresden braucht? Sollte man nicht für jede Arbeit das geeignete Werkzeug verwenden und vermeiden, Äpfel mit Birnen zu vergleichen?