Amazon.com startet Prime Club
Interessanter Ansatz: Während Amazon.de alle Waren ab einem Bestellwert von 20 Euro kostenlos liefert (und Bücher auch unterhalb dieses Bestellwertes immer wieder kostenlos versandt werden), die Expressliefer-Option aber dahin dümpelt, hat Amazon.com die Versandkosten als Kundenbindungsinstrument entdeckt. Wer für Amazon Prime 79 US-Dollar ausgibt, hat für ein Jahr quasi eine „Express Shipping Flatrate“. Alle lagernden Produkte werden für Amazon Prime Mitglieder über eine „two day shipping“-Option geliefert – unabhängig vom Bestellwert. Diese Bestellform wird automatisch mit dem 1-Click-Button verbunden. Zudem ist das Angebot auch auf Familienmitglieder übertragbar, die jedoch im gleichen Haushalt leben müssen. Und soll es mal noch schneller gehen, so zahlen Prime Mitglieder nur 3,99 US-Dollar pro Produkt. Geht die Bestellung bis 18:30 Uhr EST ein, so wird am nächsten Tag geliefert.
Interessant ist der eindeutige Kundenbindungsaspekt dieser Maßnahme. Da es in den USA auch für Bücher keinen gebundenen Ladenpreis gibt, reagieren viele Kunden sehr stark auf Preisschwankungen, wobei allerdings die Berücksichtigung der Versandkosten die Suche nach dem faktisch günstigsten Anbieter erschwert. Zahlreiche Preisvergleicher versuchen, den Kunden den Weg zum günstigsten Angebot zu bahnen – und refinanzieren sich dabei zum Teil durch Partnerprogramme.
Wenn aber Kunden bereits 79 US-Dollar bezahlt haben und dafür beliebig häufig bestellen können, werden sie automatisch für diess Jahr an den Anbieter gebunden. Zusätzlich werden Spontankäufe wahrscheinlicher, da man weder mehrere Produkte aggregieren muss, um Versandkosten zu sparen, noch sich ständig auf die Suche nach billigerer Konkurrenz macht (denn dann würde man die „Fatrate“ ja nicht sinnvoll ausschöpfen). Die Übertragbarkeit auf Familienmitglieder ist ein weiterer interessanter Aspekt: Der Anbieter bleibt im Gespräch und greift potenziell auch Bestellungen ab, die sonst nie bei Amazon gelandet wären.