Phishing- Ängste und die Medien
Das beschriebene Vorgehen hat nämlich gar nichts mit Phishing zu tun. Phishing steht für Password Fishing und bezeichnet einen Vorgang bei dem Betrüger massenhaft E-Mails aussenden, in denen sie Nutzer geschlossener Online-Dienste (wie Online-Banking-Plattformen, Auktionssites oder Online-Zahlungssystemen) dazu verleiten, sich auf einer gefälschten Login-Seite mit ihren Nutzerdaten zu identifizieren. Die so gewonnenen Login-Daten werden dann von den Betrügern verwendet, um beispielsweise Überweisungen zu ihren Gunsten zu veranlassen, Auktionen in betrügerischer Absicht unter falschem Namen durchzuführen oder aus anderen Gründen einen Identitäts- bzw. Datendiebstahl zu begehen.
In dem Fall, von dem PC-Welt berichtet, geht es aber offenbar gar nicht um diese Art von Betrug. Vielmehr wurde hier ein Online-Shop abgekupfert, um mutmaßlich die potenziellen Kunden zu betrügen. Schlimm genug … aber Phishing wäre nur möglich, wenn man es darauf abgesehen hätte, Nutzerdaten und Logins abzugreifen. Das ist bei einem einfachen Online-Shop ziemlich witzlos und der Aufwand, gleich den ganzen Shop abzukupfern, wäre auch viel zu hoch. Auch fehlt hier die fürs Phishing typische soziale Komponente, bei der der Nutzer ja – in der Regel per E-Mail und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen – auf die gefälschte Login-Seite gelotst wird.
Insgesamt ist der Fall, den die PC-Welt da aufgetan hat, also eine ganz simple Form von versuchtem Online-Betrug. Aber hier gleich die Phishing-Ängste der Leser zu schüren, weil das Thema ja nun mal "in" ist, zeigt entweder die Skrupellosigkeit oder die Ahnungslosigkeit des Redakteurs! Leider ist diese Form der unsauberen Berichterstattung kein Einzelfall: Immer wieder, so scheint es, werden Themen miteinander vermengt, die nichts miteinander zu tun haben. Abr dann „verkaufen“ sich die Berichte wohl besser. Hier jedenfalls wäre ohne den an den Haaren herbeigezerrten Phishing-Bezug von dem Artikel nicht mehr viel übrig geblieben.