Was Dr. Web zum Thema Bezahlcontent sagt
Hi Leute!
Soeben trudelte der Dr.-Web-Newsletter in Markus‘ Mailbox ein – und weil der grade nicht da ist (treibt sich in Stuttgart rum und hält dort einen Vortrag), mach ich halt seinen Job hier! — Dr. Web hat nämlich etwas sehr Interessantes zum Thema „Content gegen Cash“ zu sagen und das will ich euch nicht vorenthalten! Ist das Bezahlweb die Rettung?
Bezahlte Inhalte sind zurzeit das Lieblingsthema der Marketingstrategen. Man geht wie immer von riesenhaft rosigen Potenzialen aus und rechnet sich die Zukunft schön. Ein Beispiel aus der Praxis ist inzwischen bekannt geworden. Die Stiftung Warentest gehört zu jenen, die sich rasch aus der Deckung vorgewagt haben und nun bereits Erfahrungen vorweisen können. 45.000 Euro will man im Januar 2002 über bezahlte Inhalte eingenommen haben. Das klingt gut, doch verbirgt sich dahinter ein ebenso bekannter wie renommierter und entsprechend vertrauenswürdiger Anbieter. Das wird auch deutlich, wenn man auf die im gleichen Zeitraum erzielten 14 Millionen Seitenabrufe und 1,6 Millionen Visits blickt. Rechnen Sie das mal auf Ihr Projekt um und Sie wissen, wie weit Sie damit kommen können.
Und damit ist es nicht getan. Die genannten 45.000 Euro stammen aus 28.000 Einzelkäufen. Das hat 28.000 finanzielle Transaktionen zur Folge, was die Kosten in die Höhe treibt. Die Stiftung erledigt das über den Dienstanbieter „Firstgate“, der sich seine Mühe großzügig vergüten lässt. Wir wissen zwar nicht, was die Warentester für Konditionen aushandeln konnten, doch rechnen sollte man mit 20 bis 30% – das ist wahrlich kein Pappenstiel.
Im Schnitt kaufen nur 1,75% der Besucher einen Artikel und viele davon sicherlich auch gleich mehrere, weshalb die Käuferquote bestenfalls bei einem Prozent liegen dürfte. Erfolgreich kann man das nicht wirklich nennen. Nur jeder Hundertste tätigt auf den Stiftungsseiten einen Kauf, der finanziell in der Größenordnung einer Eistüte rangiert. Da kann man sich auch mit einer Softeismaschine in die Einkaufspassage stellen. Denn schließlich müssen die Inhalte produziert und geschrieben werden. Das ist deutlich aufwändiger als das Anrühren einer Eismischung.
Als Gegenargument könnte man nun vorbringen, dass dies ja erst der Anfang sei und die Nutzer im Laufe der Zeit ihre Geldbörsen sicher weiter öffnen werden, sobald sie sich nur an die veränderten Tatsachen gewöhnt haben werden. Das mag so geschehen, doch im gleichen Maße steigt auch die Anzahl der Konkurrenten, die ebenso Kostenpflichtiges offerieren. Der zu verteilende Kuchen wird kleiner.
Für Goldgräberstimmung besteht kein Anlass. Wenigstens dieses eine Mal sollte man klüger sein und nicht die schiere Menge der flanierenden Besucher mit ausgabebereiter, gezielt suchender Kundschaft verwechseln. (sl)
Der Beitrag stammt aus dem Newsletter von Dr. Web, Ausgabe 15.03.2002. Auf der Dr.-Web-Website gibt es übrigens jede Menge Stoff für Webworker und dort kann man auch einige interessante Newsletter abonnieren!
Angenehmen Vorfrühling, den wünscht euch
euer eD