Wahlkampf, Politiker, Weblogs und der Focus
In Deutschland werfen die erwarteten Neuwahlen ihre Schatten voraus. Und plötzlich werden Weblogs für Politiker zum interessanten Medium – der letzte Präsidentschaftswahlkampf in den USA lässt grüßen.
Aber schon jetzt treibt das Ganze kuriose Blüten: So bloggen seit letzter Woche vier Politiker für den Online-Focus: Andrea Nahles von der SPD-Linken, Ursula von der Leyen, CDU-Ministerin in Niedersachen, die FDP-Europapolitikerin Silvana Koch-Mehrin und Oswald Metzger von den Grünen.. Ähm … nun, eigentlich bloggen sie für sich und focus.msn.de hostet das Ganze. Und bewirbt die Weblogs und die aktuellsten Beiträge im restlichen Online-Angebot. Scheint aber niemanden zu irritieren.
Niemanden? Naja – mich schon: Entgegen den Bravo-Rufen, die an mancher Stelle zu vernehmen sind (und die meinen, damit habe der Focus nun die Zeichen der Zeit endlich erkannt), bleibt bei mir nämlich ein unangenehmer Nachgeschmack: Ist das jetzt „Focus-Content“? Bloggen da Politiker, um die Zugriffszahlen (und vielleicht künftig die Auflagenhöhe des Print-Magazins) in die Höhe zu treiben? Und werden sich jetzt die etablierten Online-Medien Kämpfe um die „attraktivesten“ Blogger-VIPs liefern? Dann wäre es interessant zu beobachten, ob jemand es schafft, Lafontaine und Gysi zu einem Gemeinschaftsblog zu überreden … und wer *g*
Eines zeigen die Weblogs jedoch: Nicht jedem Politiker ist das erfolgreiche Bloggen in die Wiege gelegt! Manche/r ist ambitioniert gestartet, aber mittlerweile werden die Postings schon seltener. Und auch die Themen überzeugen nicht jeden (Focus-)Leser. So mehren sich zum Teil die Kommentare mit Fragen wie: „Was wollen Sie uns eigentlich sagen?“ Vielleicht hätte der eine oder die andere sich erst einmal eine Blogging-Strategie zurechtlegen sollen … ich helfe gerne aus – habe gerade am Montag und Dienstag an der KAS über „Weblogs und Podcasting im Internet-Wahlkampf“ gesprochen (und wer es verpasst hat: die Veranstaltung findet Mitte Juli eine Fortführung).