Audio-Blogs … zum Zweiten
Kaum lästert man über Audio-Blogs, schon melden sich die „Experten“ und geben kund, dass man ja gar keine Ahnung habe. Mag sein. Aber für Audio-Blogs gilt, was jeder weiß, der einmal einen Anrufbeantworter besprochen oder sich die Aufzeichnungen eines Hobbyfilmers angetan hat: Zwischen Text und Sprache gibt es etliche Unterschiede… So einfach ist es eben nicht, eine „veröffentlichungswürdige“ Aufnahme hinzubekommen. Räuspern, Stottern, Nuscheln und Zögern sind da nur Teil des Problems. Erst recht schwierig ist es, die richtige Aussteuerung zu finden und Rauschen sowie Störgeräusche auszufiltern. Aber richtig problematisch wird es erst bei den Inhalten. Die müssen nämlich auf Anhieb sitzen: Mal eben eine Satzstellung korrigieren, Füllworte herausnehmen oder einen Aussage umformulieren geht ohne Tonstudio kaum. Und ein professionelles Ergebnis setzt oft gar einen ausgebildeten Sprecher voraus. All diese Probleme hat man bei geschriebenen Texten nicht.
Gar nicht zu reden davon, dass Audio-Dateien nicht indexiert werden und der Leser – pardon: Hörer – nicht weiss, was ihn erwartet. Wer will wirklich Sprachnachrichten lauschen, die er im Gegensatz zu ein paar Textzeilen eben nicht „überfliegen“ kann? Auch das Surfen im Großraumbüro erhält so eine ganz neue Qualität, wenn es ständig in den unterschiedlichsten Lautstärken, Stimmlagen und Tonhöhen aus dem Lautsprecher quäkt.
Wer erinnert sich noch an die Videogrußbotschaften, die vor ein paar Jahren zur Weihnachtszeit auf vielen Websites auftauchten: Der Geschäftsführer begrüßte persönlich die Kunden und wünschte sich eine gute Zusammenarbeit auch im neuen Jahr. Lange haben sich diese Videobotschaften nicht gehalten – sie hatten keinen „Mehrwert“. So auch bei Audio-Blogs: Multimediale Inhalte können in bestimmten Fällen nützlich sein – aber nicht als Selbstzweck. Und was bei der ganzen Audio-Blog-Diskussion völlig zu kurz kommt ist die Frage nach den Links. Wenn sich Weblogs durch starke Verlinkung und Verweise auf andere Inhalte auszeichnen, wie funktioniert das dann bei Audio-Blogs? Werden URLs buchstabiert? Wird jedem Audio-Eintrag ein separater Link zugeordnet?
Nein. Audio-Blogs sehe ich nicht als den kommenden Trend. Sie scheinen zunächst aus Sicht des Anbieters Vorteile zu haben – in der Praxis sind aber steigt der Aufwand für Anbieter wie Nutzer. Sicher haben multimediale Inhalte in bestimmten Bereichen ihre Berechtigung, sie werden geschriebene Texte aber nicht ersetzen sondern nur ergänzen. So plädierte Gerhard Schoolmann Ende April in den Gastgewerbe Gedankensplittern auch für den sparsamen, gezielten Einsatz von Audio-Inhalten und Audio-Blogs:
„Die Möglichkeit, Audio-Files in Blogs einzustellen, wird z.B. von Audioblogger.com seit Ende Februar angeboten. Auch für die Websites gastronomischer Betriebe stellt dies eine interessante Möglichkeit dar. Einige Beispiele:
- Testimonials von Gästen, Kommentare von Gästen oder kleine Interviews, die man per Audiorecorder oder Handy aufzeichnet,
- eigene Rundfunkspots,
- redaktionelle Beiträge im Rundfunk über den eigenen Betrieb,
- Aufzeichnungen von Live-Konzerten, Lesungen und anderen Kulturveranstaltungen im Betrieb bzw. kurze Auszüge daraus,
- Ankündigungen von Musikveranstaltungen Veranstaltungen, z.B. eine Hörprobe, damit sich potentielle Besucher besser vorstellen können, was sie erwartet.
Da das Herunterladen der relativ großen Audio-Dateien die Nutzer eher nervt, sollte man diese Möglichkeit aber nur nutzen, wenn eine Text- oder Bildinformation weniger aussagekräftig ist.“